Letzte Erdgas-Zapfsäule abgestellt

Laut Aussage der Kaarster Stadtwerke hat sich die 2009 installierte Zapfsäule nicht rentiert. Einige Kaarster sind verärgert.

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Kaarst. Wolfgang Buck legt großen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz. Vor drei Jahren haben er und seine Frau sich ein erdgasbetriebenes Auto angeschafft, den VW EcoUp. Der Kaarster ist überzeugt: „Was die Umweltverträglichkeit von Kraftfahrzeugen angeht, liegt Erdgasmobilität ganz weit vorne.“ Umso größer die Enttäuschung, als er feststellen musste, dass die einzige Zapfsäule für Erdgas an der Industriestraße 16 zu Ende Oktober dichtgemacht hat.

Wolfgang Buck, Besitzer eines erdgasbetriebenen Autos

Der 66-Jährige, der vor seiner Pensionierung am Neusser Edith-Stein Forum im Bereich ökologische Bildung tätig war, schreibt eine E-Mail an die Stadtwerke Kaarst. Eine Erklärung für die Schließung der Tankstelle erhält er prompt: Die 2009 installierte Zapfsäule habe sich wirtschaftlich nicht mehr rentiert, zu wenige Kaarster nutzten Fahrzeuge mit Erdgasmobilität. „Die ganze Welt redet von Klimaschutz, aber auf lokaler Ebene fehlt es am notwendigen Engagement“, sagt Buck. Es gibt ihm zu Denken, dass das Klimabewusstsein einzelner Bürger an wirtschaftlichen Erwägungen der Kommune scheitere. Auch fehle es am Bemühen der Autohersteller, den Betrieb einer Erdgas-Zapfsäule an Tankstellen zu fördern. „Erdgasautos emittieren viel weniger Kohlendioxid als Benziner und verbrennen Kraftstoff viel sauberer als Diesel-Fahrzeuge“, sagt er. Mit der Schließung der Kaarster Erdgas-Tankstelle entfalle ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Umweltbelastungen.

Markus Barczik, Geschäftsführer der Stadtwerke Kaarst, begründet die Entscheidung wie folgt: „Der erhoffte Trend eines erdgasbetriebenen Personenkraftverkehrs hat sich leider nicht realisiert.“ Auch er sieht die Schuld dafür bei der Autoindustrie, die den Kauf eines erdgasbetriebenen Fahrzeugs nicht ausreichend attraktiv gestalte. „Bis 2015 gab es da eine Menge Investitionen. Dann war plötzlich Schluss.“ Unter diesen Voraussetzungen sei der Weiterbetrieb der Kaarster Tankstelle von Beginn an defizitär gewesen. „Eine Erdgas-Zapfsäule ist kostspielig, da das Gas aufwendig verdichtet werden muss. Dazu kommen hohe Reparaturaufwendungen“, sagt Barczik. Als der Vertrag mit dem Verpächter des Tankstellen-Grundstücks auslief und keine neue Einigung erzielt werden konnte, habe man die Zapfsäule eben geschlossen.

Ohnehin sieht Barczik bereits die Trendwende woanders: „Die Stadt Kaarst fördert jetzt verstärkt Elektromobilität.“ Buck ist da kritisch: So lange Strom noch über Kohle- und Atomkraft erzeugt werde und Lithium-Batterien umweltbelastend seien, sei Elektromobilität für ihn keine Option. Eine nächste Möglichkeit, Erdgas zu tanken, gibt es für ihn erst in zehn Kilometer Entfernung in Neuss. Oder im Nachbarland, den Niederlanden, „wo alternative Fahrzeugtechniken stärker und besser gefördert werden“, sagt Buck.