Letzte Ruhe im Kolping-Grab

Auf dem Weissenberger Friedhof können sich Kolping-Mitglieder künftig gemeinsam begraben lassen.

Foto: André Duhme

Neuss. Moos umrandet den Grabstein, die Blumen am unteren Ende sind längst verwelkt — der Anblick vieler Gräber auf Friedhöfen zeigt, dass sich niemand mehr um diese kümmert. Wenn Verwandte weit weg wohnen oder keine Zeit für die Pflege von Gräbern haben, verkommt die letzte Ruhestätte eines Menschen schnell.

„Genau vor dem Hintergrund ,Wer kümmert sich, wenn ich nicht mehr bin?’ ist unser Vorhaben entstanden“, sagt Gisela Welbers von der Kolpingsfamilie Neuss-Furth. Die Mitglieder hatten vor rund einem Jahr die Idee zu einer gemeinsamen Kolping-Grabstätte auf dem Weissenberger Friedhof der St. Josef-Gemeinde. Am vergangenen Wochenende wurde diese nun vor 70 Anwesenden eingesegnet.

Mehrere Felder auf dem Friedhof sind zu einer gemeinsamen Grabstätte eingefasst und mit einer rund 1,90 Meter hohen Kolping-Grabstele versehen worden. „Die lebenden Mitglieder unserer Kolpingsfamilie übernehmen Pflege und Bepflanzung der Ruhestätte“, erklärt Welbers. „Hinter der Idee der gemeinsamen Grabstätte steckt natürlich auch der ursprüngliche Gedanke Adolph Kolpings: solidarisch handeln und in die Mitte der Gesellschaft hinein wirken.“

Zur Umsetzung trug neben der Kirchengemeinde St. Josef auch die Förderung der Sparkassenstiftung Neuss bei. „Sollte es irgendwann dazu kommen, dass sich die Kolpingsfamilie in Neuss aus irgendeinem Grund auflöst, übernimmt St. Josef die Betreuung der Fläche“, sagt Welbers.

Die Kolping-Mitglieder aus der Neusser Furth können für ihr späteres Begräbnis ein Tiefen- oder Urnengrab wählen, auch die klassische Sargbestattung ist möglich. Die Kosten für die Beerdigung bewegen sich dabei in etwa im selben Rahmen, als wenn man sich privat bestatten lässt, erklärt Welbers.

Damit aus der Idee etwas werden konnte, führte der Vorstand der Kolpingsfamilie in den vergangenen Monaten viele Gespräche. „Zunächst benötigten wir die Zustimmung der Kirchengemeinde, schließlich ist das kein städtischer Friedhof. So einfach ,reservieren’ kann man Grabflächen nicht. Auch mit den Bestattern ist alles geregelt. Jetzt freuen wir uns, dass wir diese Möglichkeit anbieten können“, sagt Welbers.