Litfaßsäulen verschandeln vielerorts das Stadtbild
Etliche Werbesäulen im Stadtgebiet sind in einem schlechten Zustand.
Neuss. Eigentlich sollen sie Lust machen auf Produkte und Veranstaltungen, doch im Moment erregen Litfaßsäulen in Neuss vor allem Ärger bei Bürgern. An etlichen Standorten in der Stadt hängt die Werbung in Fetzen, mehrere übereinander geklebte Plakatflächen blättern ab. Bei der Stadt und auch im sozialen Netzwerk Facebook häuften sich in den vergangenen Wochen die Beschwerden der Bürger, die Litfaßsäulen störten das Stadtbild.
„Uns haben viele Beschwerden erreicht, wir haben sie an den Vertragspartner weitergeleitet mit der Bitte, die Mängel zu beheben“, sagt Peter Rebig, Geschäftsführer von Neuss Marketing. Die Stadttochter ist zuständig für die Plakatflächen, die wiederum von dem Werbeflächenvermarkter Ströer bewirtschaftet werden. „Wir prüfen das derzeit und machen uns ein Bild von der Lage“, sagte Ströer-Sprecher Marc Sausen. Hintergrund ist nach Rebigs Angaben, dass in den vergangenen Wochen Unwetter mit heftigen Regen und Windböen die Plakate aufgeweicht und abgerissen haben. An einigen Stellen seien die Schäden bereits behoben worden. Dass alte Litfaßsäulen aber durch moderne „City-Light“-Säulen ersetzt werden sollen, dem widerspricht Ströer. „Die Litfaßsäule ist für Kulturwerbung und kleinformatige Werbung geeignet. Sie hat ihre Aufgabe nicht verloren“, sagt Marc Sausen.
City-Light-Säulen sind schicker, von innen beleuchtet, die Plakate drehen sich und sind überdies von einer durchsichtigen Kunststofffläche geschützt und erzeugen eine hohe Aufmerksamkeit. Sie sind aber nicht auf jedem der derzeit mehr als 100 Standorte von Litfaßsäulen im öffentlichen Raum erlaubt. Das regelt die Werbeordnung in Neuss. Planungsamt und Verkehrslenkungsamt, so Rebig, müssten jedem einzelnen Standort zustimmen.
Neben den Litfaßsäulen vermarktet Ströer in der Quirinusstadt derzeit auch 387 Großflächen-Werbewände, 35 beleuchtete Werbetafeln (so genannte Mega-Light und Mega-Light Select), 120 beleuchtete Plakatkästen in Postergröße (City-Light-Poster) — aber bisher keine City-Light-Säulen. Hinzu kommen noch Werbeflächender Stadtwerke Neuss, die für Werbeflächen an Bushaltestellen einen eigenen Vertrag mit Ströer haben. Etwa 170 Wartehallen in Neuss werden von dem Dienstleister beworben. Außerdem gibt es in der Innenstadt 25 Stadtinformationstafeln, auf denen geworben werden darf.
Für die Stadt ist die Vermarktung von Werbeflächen ein einträgliches Geschäft. Aus den Verträgen mit Ströer erzielte Neuss Marketing im Jahr 2013 knapp 530 000 Euro, wie aus dem Geschäftsbericht im städtischen Haushalt hervorgeht. Das sind fast 29 Prozent des Gesamtbudgets, mit dem die Tochter für die Stadt werben kann.
Um die Werbeflächen der Vertragspartner zu schützen, geht Neuss Marketing gegen wildes Plakatieren und Werben vor. „Wenn illegal geworben wird, müssen wir einschreiten“, sagt Rebig. „Die Stadt hat ein vehementes Interesse daran, nicht zugekleistert zu werden. Jede Stadt schaut auch aus ästhetischen Gründen darauf.“