Navis sollen Lkw-Verkehr reduzieren
Grevenbroich nimmt an dem Gemeinschaftsprojekt „Stadtverträgliche Lkw-Navigation“ teil.
Grevenbroich. Der Lkw-Verkehr soll in Zukunft besser durch Grevenbroich geleitet werden. Die Stadt nimmt daher an einem Gemeinschaftsprojekt teil, das die Industrie- und Handelskammern (IHK) im Rheinland gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sowie dem Mobilitätsportal „Mobil im Rheinland“ aus der Taufe gehoben haben. Ziel ist es, speziell auf die Bedürfnisse von Lkw-Fahrern zugeschnittenes Kartenmaterial für Navigationsgeräte zu erstellen. „Zurzeit nutzen sie häufig noch Pkw-Navigationsgeräte“, sagt Stadtsprecher Andreas Sterken. Doch die führen die Lastwagen nicht nur durch Wohngebiete, sondern mitunter auch zu unüberwindbaren Hindernissen wie niedrige Durchfahrten, für Lkw nicht passierbare Baustellen oder zu enge Straßen.
Im Stadtgebiet gibt es einige Stellen, die regelmäßig für Probleme sorgen. Die Meldungen dazu landen bei Dezernent Claus Ropertz auf dem Schreibtisch. „Es kommt immer wieder vor, dass Lkw die Kreisstraße 31 von Allrath in Richtung Barrenstein befahren und die Höhenbegrenzung für die DB-Brücke nicht beachten“, teilt Ropertz mit. Zudem habe es einen Extremfall gegeben, bei dem ein Lkw-Fahrer versuchte, die Straße „Auf der Schanze“ über „Am Ständehaus“ und vorbei am Seniorenzentrum „Albert-Schweitzer-Haus“ zu erreichen — und seinen Laster dabei auf der Tunneldecke festfuhr.
In einigen Stadtteilen gibt es darüber hinaus immer wieder Ärger über Lkw-Verkehr. Vor allem aus Hemmerden und Noithausen sind in der Vergangenheit häufig Beschwerden von Anwohnern im Rathaus eingegangen, da sich Lkw-Fahrer in beiden Orten häufig nicht an das Durchfahrtverbot halten. Die Polizei führe daher, so Ropertz, dort immer wieder Kontrollen durch.
Mit der Teilnahme an dem Projekt soll Lkw-Fahrern nun eine bessere Grundlage für ihre Arbeit gegeben werden — und zugleich für Entlastung auf kritischen Straßen gesorgt werden. Deshalb werden in den kommenden Monaten Daten über Durchfahrtshöhen, -breiten, Gewichtsbeschränkungen und Besonderheiten erstellt. Denn Lastwagenfahrer, die mit einem Pkw-Navigationsgerät unterwegs sind, werden laut Verwaltung unter Umständen auch auf Straßen geleitet, die für Lkw-Verkehr nicht ausgebaut sind — dies kann zu Schäden führen.
All diese Probleme haben die sechs Rheinland-IHKs (Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid) dazu bewogen, das Projekt zu starten. Monika Frohn vom Bereich Verkehr und Handel der IHK Aachen hatte im Zuge dessen bereits frühzeitig auf die Folgen der oft nicht für den Lkw-Verkehr geeignet Pkw-Navigationsgeräte hingewiesen. Durch in der Stadt feststeckende Lkw entstünden nicht nur ärgerliche Staus, sondern auch wirtschaftliche Schäden für die Spediteure und psychischer Druck auf die Lastwagenfahrer.
Damit das Projekt „Stadtverträgliche Lkw-Navigation“ ein Erfolg wird, müssen jedoch möglichst viele Kommunen teilnehmen. Denn nur dann können Speditionen und andere Transportunternehmen die Navigationssoftware auch flächendeckend einsetzen. Bis es soweit ist, wird es jedoch noch dauern.
„Zurzeit werden eine Datenbank, die Eingabetools und ein Handbuch erstellt, das den Teilnehmern dann zur Verfügung gestellt wird“, erklärt Sterken. Danach wird mit der Erfassung der erforderlichen Daten begonnen. Wolfgang Baumeister, Verkehrsreferent der IHK Niederrhein, hat ein Ziel ausgegeben: Bis Mitte 2016 sollen alle relevanten Informationen in eine Datenbank eingepflegt werden. Zweimal jährlich könnten Hersteller von Navigationskarten diese Daten dann erhalten.