Mehr Eingangsklassen in Planung
An zwei Gesamtschulen und einer Sekundarschule soll es künftig sechs statt vier fünfte Klassen geben.
Neuss. Das Angebot der Gesamtschulen und ihre Schülerzahl soll wachsen. Das ist eine Grundaussage im Entwurf eines Schulentwicklungsplanes, der noch vor den Sommerferien den Schulausschuss beschäftigen muss. Konkret geht es darum, die Zahl der Eingangsklassen an drei Schulen von vier auf sechs zu erhöhen. Der Schritt ist vor allem eine Vorsichtsmaßnahme.
Die Schuldezernenten der Nachbarstädte haben bereits Post bekommen, mit der sie über den Schritt informiert und um Stellungnahme gebeten wurden. Die Stadt Dormagen hat schon ihr Einverständnis erklärt. Sie könnte sich betroffen fühlen, denn eine der aufzustockenden Schulen ist die noch im Aufbau befindliche Gesamtschule Norf, die bis in den Dormagener Norden ausstrahlt. Von der Stadt Kaarst wurde noch keine Reaktion öffentlich. Dort könnte die Erweiterung der ebenfalls noch im Aufbau befindlichen Gesamtschule Nordstadt Auswirkungen auf die Schülerzahl der Realschule Kaarst haben, zu der etliche Kinder aus der Neusser Nordstadt gehen.
Die dritte Schule, die für eine Erweiterung von vier auf sechs Eingangsklassen im Gespräch ist, ist die Comenius-Schule an der Weberstraße, die jüngere der beiden Sekundarschulen in Neuss. Sekundar- und Gesamtschulen würden in einem Atemzug genannt, weil es sich in beiden Fällen um Schulen des längeren gemeinsamen Lernens handelt, sagt Schuldezernentin Christiane Zangs. Sie kündigt gleichwohl an, in der kommenden Schulausschusssitzung auf die — dann noch mögliche — problemlose Umwandlung dieser Sekundar- in eine Gesamtschule hinzuweisen. Es wäre die fünfte im Stadtgebiet. Sie tue das, obwohl sich derzeit keine politische Mehrheit dafür abzeichnet, sagt Schuldezernentin Christiane Zangs. Denn sie wolle sich nicht vorwerfen lassen müssen, nicht alle Optionen dargestellt zu haben.
Die Erweiterung um sechs Eingangsklassen nennt auch Gisela Hohlmann (SPD) als Vorsitzende des Schulausschusses nötig, weil gerade in der Sekundarstufe I das „Korsett viel zu eng“ sei — gerade an den Gesamtschulen. So sitzen zum Beispiel in der Janusz-Korczak-Gesamtschule mitunter 34 Kinder in einem Klassenraum, während die Höchstzahl per Erlass mit 27 festgelegt sei. Bei integrativen Klassen liegt diese Grenze sogar nur bei 25 Kindern.
Wieder ansteigende Zahlen in den Jahrgängen, die in ein paar Jahren auf eine weiterführende Schule gehen, sowie kaum kalkulierbare Zugänge an schulpflichtigen Flüchtlingen würden dieses Korsett in Zukunft sogar sprengen. Es sei daher angezeigt darüber zu sprechen, so Zangs, „im laufenden Verfahren Standorte zu ertüchtigen“. Denn gerade in der Nordstadt und in Norf wird derzeit baulich in die Erweiterung der Gesamtschulen investiert. Zu den genannten Entwicklungen kommt nach Darstellung von Achim Fischer das Problem der Abschulung. Die Gymnasien, nennt der Sprecher der Leiter aller weiterführenden Schulen ein Beispiel, hätten für das nächste Schuljahr 130 Kinder angenommen, die ohne Gymnasialempfehlung von der Grundschule wechseln. „Das sind die Kinder, die wir eigentlich an den Gesamtschulen haben müssten“, sagt Fischer - um in den Klassen Heterogenität herzustellen. Müssten diese Kinder am Ende der Erprobungsstufe nach der sechsten Klasse das Gymnasium wieder verlassen, gäbe es kaum mehr eine Möglichkeit, sie anzunehmen. „Wir sind dicht bis obenhin“, sagt Fischer. Er bedauert, dass das Thema Schule in Neuss „nur fiskalisch“ gedacht wird und nicht der Wunsch nach einem funktionierenden System im Vordergrund stehe. Aber er muss dazu ja nicht schweigen. Die Schulleiter sind aufgefordert, bis zum 1. Juni ihrerseits Stellung zum Schulentwicklungsplan zu nehmen.