Morgensternsheide: Mehrheit lehnt Brückensperrung ab

Die Stadt will die Brücke über die A 57 sperren, wenn der neue Ikea in Kaarst eröffnet. Anwohner sorgen sich um ihre Erreichbarkeit.

Foto: Andreas Woitschützke

Nordstadt. Emotional ging es am Mittwochabend in den Räumen der Gärtnerei der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) in der Morgensternsheide zu. Die Stadt hatte die Bürger zu einem Informations- und Diskussionsabend eingeladen. Thema: die Auswirkungen des Ikea-Neubaus in Kaarst auf die Verkehrslage in der Morgensternsheide.

Planungsdezernent Christoph Hölters will die Brücke, die über die Autobahn 57 führt (Holzbüttgener Weg) und die Exklave der Morgensternsheide in Kaarst mit dem Rest des Stadtteils verbindet, durch eine Schranke sperren lassen. So will die Verwaltung den Ikea-Verkehr aus der Nordstadt raushalten. „Täglich erwarten wir 10 000 Besucher. Am Wochenende noch mehr“, klärte Hölters die rund 100 Bürger auf.

Er betonte, dass er keine dauerhafte Sperrung beabsichtige. „Erst einmal soll vier bis sechs Wochen gesperrt werden, wenn Ikea eröffnet. Danach kann die Brücke tageweise gesperrt werden. Zum Beispiel samstags“, sagte Hölters. Ein Schild solle Autofahrer früh genug auf eine geschlossene Schranke hinweisen.

Hölters will mit der Schranke eine „flexible Verkehrsbeeinflussungsanlage“ schaffen, mit der bei einer belastenden Verkehrslage reagiert werden kann. Er ist der Auffassung, dass die Schranke nur minimale Nachteile mit sich bringt.

Die Bewohner der Neusser Exklave in Kaarst sehen das anders. Alle Personen der 21 Haushalte sind geschlossen gegen eine Schranke. Sie machen sich Sorgen um die nicht nur landwirtschaftlichen Betriebe vor Ort und darüber, wie ihre Kinder während einer Sperrung zur Schule kommen.

„Vor ein paar Jahren wurde die Brücke für vier Millionen Euro gebaut und jetzt soll sie gesperrt werden? Das ist doch Verschwendung von Steuergeldern“, sagte Peter Götzen, ein Bewohner der Exklave, und drohte: „Wenn ihr uns von Neuss abschneiden wollt, dann gehen wir nach Kaarst und zahlen da unsere Steuern.“

Die Befürworter der Schranke bejubelten diesen Satz und riefen: „Nur zu!“ Viele von ihnen wohnen an der Geulenstraße, zum Beispiel Maria Klippel: „Bei uns vor der Tür rasen jeden Tag 2000 Autos entlang. Es ist dort lebensgefährlich. Wenn die Schranke da ist, gibt es endlich weniger Verkehr.“

An Tischen mit ausgelegten Plänen konnten die Bürger mit Vertretern der Stadt diskutieren. Ein paar Anwesende äußerten im Laufe des Abends ihre Befürchtungen. Sei die Schranke erst einmal da, würde sie nicht nur sechs Wochen in Betrieb genommen werden, sondern länger. Schockiert waren sie über die Information, dass Rettungssanitäter die Schranke erst mit einem Schlüssel öffnen müssten, um durchfahren zu können.

Christoph Schnitzler, der Geschäftsführer der GWN, sprach sich ebenfalls gegen eine Sperrung aus. „Aus meiner Sicht kann die Gärtnerei nur über die Brücke mit Waren beliefert werden“, sagte er.

Am Ende des Abends wurde deutlich, dass die Mehrheit der Anwesenden gegen eine Sperrung der Brücke ist. Bis Ende März können Bürger noch dem Dezernenten über das Kontaktformular auf www.neuss.de ihre Meinung mitteilen. Ende Mai trifft sich der Planungsausschuss, im Juni entscheidet dann der Rat über die Sperrung.