Neues Wohnhaus offiziell eröffnet
In Appartments und Wohngemeinschaften leben an der Lorbeerstraße 18 Menschen mit Behinderung.
Reuschenberg. Eine leuchtend weiße Fassade, große Balkone und eine Terrasse im schönen Garten mit altem Baumbestand: Das Haus an der Lorbeerstraße 51 ist ein Wohlfühlort. Seit Mai leben dort 18 Menschen mit Mehrfach-Behinderung. Am Wochenende ist die Einrichtung der St.-Augustinus-Behindertenhilfe offiziell eingeweiht worden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir auf dem idealen Grundstück des ehemaligen Kindergartens St. Hubertus unser Vorhaben realisieren konnten“, sagte der Geschäftsführer der St.-Augustinus-Kliniken, Thilo Spychalski. In nur 14 Monaten Bauzeit ist das Modellprojekt „Ambulante Intensiv-Betreuung“ der St.-Augustinus-Behindertenhilfe errichtet worden. Entstanden ist ein Wohnhaus mit zwei Appartements und vier Wohngemeinschaften für jeweils vier Bewohner. Sie sind zwischen 22 und 52 Jahre alt, wohnen in ihren eigenen vier Wänden, werden aber von Mitarbeitern der St.-Augustinus-Behindertenhilfe im Alltag unterstützt. „Das Haus bietet die einzigartige Möglichkeit, selbstbestimmt zu wohnen, trotzdem in Gemeinschaft zu leben und Unterstützung zu bekommen, wenn sie gebraucht wird“, sagte der zweite stellvertretende Bürgermeister Reiner Breuer.
Jessica Korfmacher, Bewohnerin
Für Jessica Korfmacher ist an der Lorbeerstraße ein Traum in Erfüllung gegangen. Die 28-jährige wohnt in einer Gruppenwohnung im Erdgeschoss. Ihr 16 Quadratmeter großes Zimmer hat sie ganz allein gestaltet. Mit rosa Bettwäsche, einem Regal voller Lieblingsbücher und Spielen, Schreibtisch für den PC, einem kleinen Tisch und Sessel für Besucher. Das Badezimmer teilt sich Jessica — wie alle Mieter in den Gruppenwohnungen — mit ihrer Nachbarin. „Das klappt hervorragend“, sagte Jessicas Vater Wolfgang Korfmacher.
Seit rund 15 Jahren hat er von einer solchen Form des Wohnens für seine Tochter geträumt und an der Idee der Ambulanten Intensiv-Betreuung mitgearbeitet. „Kein Mensch möchte ewig bei seinen Eltern leben. Die letzten zehn Jahre zu Hause waren für Jessica eher langweilig. Sie ging zwar zur Schule und später zur Arbeit. Aber zu Hause waren immer nur ihre Eltern — kein Jugendlicher findet das spannend.“ In ihren eigenen vier Wänden gefällt es Jessica richtig gut. „Es macht Spaß. Ich bin gern hier und habe viele Freunde“, sagte sie begeistert.
Jeden Morgen wird in der großen Gemeinschaftsküche der Wohngemeinschaft gefrühstückt. Dann wird Jessica vom Bus der St.-Augustinus-Behindertenhilfe abgeholt und zur Arbeit in die Gemeinnützigen Werkstätten gebracht. Abends treffen sich die Bewohner wieder in der Küche zum Abendessen. Wer mag kann dann in Wohnzimmer oder Garten noch zusammensitzen, Nachbarn im Haus besuchen oder sich einfach in sein Zimmer zurückziehen — ganz normales WG-Leben eben. Mit dem Unterschied, das in dem Haus an der Lorbeerstraße alle Zimmer, Bäder, Flure und Küchen barrierefrei und rollstuhlgeeignet sind. Jedes Zimmer ist überdies mit einem Notrufsystem ausgestattet. Und es gibt Betreuer, die den Mietern bei Aufstehen und Zubettgehen, Körperpflege und Essen helfen — je nach individuellem Bedarf.
Seit rund sechs Wochen wohnen Jessica und ihre Nachbarn unter einem Dach, sind zu einer Gemeinschaft geworden. Mieterin Sabrina Engels brachte es auf den Punkt: „Wir helfen uns alle gegenseitig und sind richtig gute Freunde — das ist das Wichtigste.“