Neukirchener Straße in Neuss Anwohner bei Automatensprengung in Rosellerheide leicht verletzt
Inmitten eines Wohngebietes in Rosellerheide haben Unbekannte in der Nacht zu Donnerstag einen Geldautomaten der Sparkasse gesprengt. Zwei Anwohner wurden durch die heftige Detonation verletzt. Die Zukunft der SB-Filiale kommt nun auf den Prüfstand.
Als die Alarmanlage sie aus dem Schlaf riss, befürchtete sie bereits das Schlimmste. „Ich habe sofort die Polizei angerufen“, sagt eine Anwohnerin der Neukirchener Straße am Morgen danach. Was sie in den Minuten nach dem Telefonat aus ihrem Fenster heraus mit ansah, gleicht einer Szene aus einem Gangsterfilm. „Ich sah zwei dunkel gekleidete, maskierte Männer, die eine Zündschnur in der Hand hielten“, sagt die Mutter. Ein lauter Knall durchdringt wenig später die nächtliche Stille. Die zweite Detonation, die kurz darauf folgt, ist so heftig, dass die Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, aufs Bett geschleudert wird. „Es war eine heftige Druckwelle“, erinnert sie sich. Sie ließ sich daraufhin im Krankenhaus durchchecken, klagt am Morgen danach noch über Ohrenschmerzen.
Währenddessen bahnen sich Ermittler ihren Weg durch die verwüstete SB-Filiale der Sparkasse, die in der Nacht zu Donnerstag um 3.20 Uhr von Unbekannten gesprengt wurde.
Glassplitter, Teile der Verkleidung und Schilder liegen verteilt
Glassplitter, Teile der Verkleidung und Schilder liegen auf dem Bürgersteig verteilt. Zwischenzeitlich wird der komplette Bereich mit Flatterband abgesperrt. Wie die Polizei mitteilte, sind laut Zeugenaussagen drei Männer an der Tat beteiligten gewesen. Sie seien mit einem roten Fahrzeug an das Gebäude herangefahren und hätten sich nach der Tat mit hoher Geschwindigkeit in Richtung BAB 46 entfernt. Durch die Detonationen entstand erheblicher Gebäudeschaden, insgesamt zwei Anwohner wurden leicht verletzt.
Eine groß angelegte Fahndung, bei der auch ein Polizeihubschrauber zum Einsatz kam, verlief bisher, wie so oft in solchen Fällen, ergebnislos. Angaben zur Beute und zum Sprengmittel können noch nicht gemacht werden, beides ist Gegenstand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen, die beim Kriminalkommissariat 14 in Neuss geführt werden.
Besonders erschreckend ist – wieder einmal – die Skrupellosigkeit der Täter, die durch die heftigen Detonationen inmitten eines dicht besiedelten Wohngebietes Verletzungen von Unbeteiligten billigend in Kauf nahmen. Die Fassungslosigkeit darüber ist auch Hausverwalter Etienne Zang am Donnerstagmorgen anzumerken, der die betroffenen Räumlichkeiten an die Sparkasse vermietet hat. „Über der SB-Filiale gibt es fünf Mietparteien. Nach den Explosionen wurde das gesamte Gebäude evakuiert“, sagt er im Gespräch. Erst nach Überprüfungen durch einen Statiker konnten die Bewohner wieder zurück in ihre Wohnungen.
Die Sprengung in der Nacht zu Donnerstag war nicht der erste Vorfall dieser Art in der Filiale an der Neukirchener Straße. Bereits in den Jahren 2019 und 2018 war es dort zu versuchten Sprengungen gekommen. „Wir fühlen uns mittlerweile nicht mehr wirklich sicher“, sagt eine weitere Anwohnerin. Hausverwalter Zang sieht zwar auch die Gefährdungslage, betont aber gleichzeitig: „Vor allem ältere Menschen sind auf den Automaten hier angewiesen.“
Ob dieser nach den erfolgten Aufräumarbeiten irgendwann wieder „ans Netz“ geht, ist jedoch völlig offen. Nach Angaben von Annette Neth, stellvertretende Sprecherin der Sparkasse Neuss, werde man zunächst eine Überprüfung vornehmen. Welche Kundenströme sind an diesem Automaten zu verzeichnen? Welche Vorfälle gab es dort bereits? Macht es aus wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Gründen Sinn, den Standort beizubehalten? Diese und weitere Fragen sollen dabei beantwortet werden.
Mit Schließungen hatte die Sparkasse aber bereits vor Kurzem auf ähnliche Vorfälle reagiert. Nachdem Täter zuletzt Geldautomaten, die in Supermarkt-Gebäuden stationiert waren, ins Visier genommen und dabei wie im Mai dieses Jahres im Edeka-Markt an der Schellbergstraße ein Bild der Verwüstung zurückgelassen haben, wurden die SB-Standorte in Norf-Derikum und Neukirchen, wo es ebenfalls zwei Spreng- beziehungsweise Aufbruchversuche gab, geschlossen.