Neuss bangt um Wirtschaftsstandort
Das Goodrich-Aus und der Umzug von LeasePlan sorgen für Unmut.
Neuss. Es sind zwei Nachrichten binnen weniger Tage, die Neuss als Wirtschaftsstandort nicht schmecken dürften. Zunächst hatte der Konzern UTC bekannt gegeben, das Neusser Werk Goodrich Control Systems schließen zu wollen. 145 Beschäftigte bangen um ihren Job. Mitte vergangener Woche wurde dann der Umzug der Firma LeasePlan nach Düsseldorf bekannt gegeben. Nun schlägt die Politik Alarm.
„Wir halten es für unverantwortlich, das Goodrich-Werk aufgrund zukünftiger möglicher Zölle zwischen der EU und Großbritannien und dem alleinigen Bestreben nach Gewinnmaximierung zu verlagern. In der sozialen Marktwirtschaft gilt es, Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern zu übernehmen. Dafür wollen wir uns stark machen“, erklärt der Neusser Landtagsabgeordnete und CDU-Vorsitzende Jörg Geerlings, der bereits an der Demonstration der Mitarbeiter am vergangenen Mittwoch teilgenommen und gesprochen hat.
Sein Resolutions-Antrag gegen die Werksschließung fand am vergangenen Freitag Zustimmung im Rat. „Bislang ist nicht viel mehr bekannt außer der Ankündigung, dass das Werk geschlossen werden soll. Spannend wäre zu hören, was die Unternehmensleitung dazu sagt“, sagt Geerlings, der den erfolgreichen Resolutions-Antrag als Unterstützung für die Mitarbeiter bezeichnet. „Die finale Entscheidung liegt aber natürlich beim Unternehmen“, so der Landtagsabgeordnete. Nach Angaben des SPD-Fraktionsvorsitzenden Arno Jansen sei der — letztendlich interfraktionelle — Antrag vom Ältestenrat in der Formulierung sogar noch einmal verschärft worden. Die Neusser SPD und die Kreis-SPD sichert den Arbeitnehmern ebenfalls Unterstützung zu.
Doch auch der Fall LeasePlan, eine der weltweit größten Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften, treibt der Politik Sorgenfalten auf die Stirn. Das Unternehmen zieht es im Mai beziehungsweise Juni kommenden Jahres in den Düsseldorfer Medienhafen. Wirtschaftsförderer Andreas Galland betont zwar, dass man um den Verbleib des Unternehmens gekämpft und mehrere Angebote abgegeben haben. „Letztendlich konnte Neuss die Bedingungen aber nicht erfüllen“, so der Wirtschaftsförderer. Dies gelte es laut Bürgermeister Reiner Breuer zu analysieren, wenngleich der Verwaltungschef betont: „Man kann nicht in die Köpfe von Unternehmensleitern schauen.“
In seiner Haushaltsrede am Freitag betonte Arno Jansen, dass in Neuss keine ausreichende Anzahl an freien, großen Flächen zur Verfügung stünde. „Das muss man im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplans berücksichtigen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende.
Wie die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann betont, ist der Leaseplan-Umzug aufgrund sinkender Gewerbesteuereinnahmen ein Schaden allein für die Stadt und ihre Einwohner. „Es ist äußerst bedauerlich, dass der Bürgermeister der Firma keinen passenden Standort in Neuss anbieten konnte, um LeasePlan in Neuss zu halten.“ Nun erwarte man vom Verwaltungschef, dass er aus den gemachten Erfahrungen Ideen entwickelt, wie derartige Wünsche von Firmen besser begegnet werden kann.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig bezeichnet den LeasePlan-Umzug als „Weckruf“. Es sei nicht das erste Unternehmen, das mit Neuss als Standort zwar nicht unzufrieden sei, dort aber schlichtweg keine Erweiterungsmöglichkeiten gefunden habe. Dem möchte die FDP mit einer Stabsstelle Flächenmanagement entgegenwirken. Das wurde ebenfalls in der Haushaltsrede am Freitag zum Ausdruck gebracht.