Neuss braucht mehr OGS-Plätze

Mittelfristig könnten 1100 zusätzliche Betreuungsplätze nötig sein. Dafür sollen Mittel bereitgestellt werden.

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Neuss. Einen Engpass bei den außerunterrichtlichen Angeboten der Offenen Ganztagsschule — wie zu Beginn des aktuellen Schuljahres — soll es in Neuss künftig nicht mehr geben. Schuldezernentin Christiane Zangs sprach jetzt im Schulausschuss von einer anspruchsvollen Aufgabe, da der Bedarf nicht geringer wird, sondern weiter wächst — und die Zeit drängt. Derzeit wird im Rathaus im Austausch mit den Grundschulen erarbeitet, an welchen Standorten ein besonders großer OGS-Bedarf besteht. In einem ersten Schritt sollen bereits zu Beginn des Schuljahres 2018/19 Maßnahmen an der Leoschule, der Grundschule „Die Brücke“ sowie der Görresschule umgesetzt werden. „Dort besteht auf jeden Fall ein Raumproblem“, sagte Zangs.

Maria Meyen, Sprecherin der Neusser Grundschulleiter

Andere Standorte werden wohl noch folgen. „Es gibt viele Schulen, die einen Bedarf haben werden“, erklärte Maria Meyen, Sprecherin der Neusser Grundschulleiter. Details klärt die Verwaltung gerade. Die genauen Planungen samt Kostenschätzungen sollen in der ersten Schulausschuss-Sitzung 2018 vorgelegt werden. Um zusätzliche OGS-Plätze zu schaffen, sollen im Wirtschaftsplan des Gebäudemanagements (GMN) allerdings fünf Millionen Euro für das Jahr 2018 bereitgestellt werden. Der Schulausschuss hat eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Damit eine Umsetzung angesichts der ohnehin schon hohen Auslastung des GMN auch möglich ist, sollen andere Maßnahmen möglicherweise verschoben werden.

Die Verwaltung rechnet in Neuss mittelfristig mit einer OGS-Betreuungsquote von im Schnitt 75 Prozent der Grundschüler. Dies liegt leicht über Prognosen einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur „Guten Ganztagsschule“, die bundesweit eine Quote von 72 Prozent vorhersagt. Im aktuellen Schuljahr beträgt die Betreuungsquote im OGS-Bereich in Neuss 56 Prozent. Die Verwaltung rechnet daher mit einer mittelfristigen Steigerung um 19 Prozent und einem Plus von 1100 Plätzen bei der Nachfrage.

Das bedeutet Handlungsbedarf, zumal die Politik nach den Erfahrungen zum Start des aktuellen Schuljahrs auf Maßnahmen pocht. Nachdem für rund 300 Kinder zunächst kein OGS-Platz zur Verfügung stand, besserte eine von Bürgermeister Reiner Breuer aus der Taufe gehobene Task Force nach, um die Warteliste zu verkürzen. Parallel dazu hob der Stadtrat die bislang beschlossene Obergrenze von rund 3200 OGS-Plätzen auf. In Zukunft soll in Neuss nun der Leitsatz gelten, dass jeder, der einen OGS-Platz möchte, diesen auch erhalten soll.

Diese Entscheidung ist auch ein Erfolg der Elterninitiave „Einen OGS-Platz für jedes Kind“, die sich in Neuss angesichts der angespannten Situation zum Start des laufenden Schuljahres formiert hatte. Der Elternprotest machte die Politik darauf aufmerksam, dass die OGS-Lücke ein Strukturpoblem ist. Die Initiative wies darauf hin, dass eine fehlende Betreuungsmöglichkeit im Extremfall bedeuten könne, dass ein Elternteil seine Erwerbstätigkeit aufgeben muss.