Wildtiere in Neuss Stadt: Abschießen bringt nichts
Neuss. · Bürgermeister Reiner Breuer plant eine Reihe an Maßnahmen, um die Sauberkeit im Stadtgarten zu verbessern. Ein Aspekt ist auch die verstärkte Bekämpfung von Gänsen – doch dessen Effekt bezweifelt die Stadt selbst.
Als Gans im Stadtgarten lebt es sich derzeit gefährlich. Zumindest, wenn man die Ankündigungen von Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) berücksichtigt. Im Kampf gegen die Tiere, die vor allem wegen ihrer Ausscheidungen auf Wiesen und Gehwegen nicht den besten Ruf genießen, kündigte der Verwaltungschef nun „nachhaltige Maßnahmen“ an. Im Zuge dessen sei das zuständige Fachamt bereits beauftragt worden, mit dem örtlichen Jagdpächter alle jagd- und tierschutzrechtlich zulässigen Möglichkeiten zur Reduzierung der Population abzuklären. Heißt: Die Tiere könnten in naher Zukunft geschossen werden. Auch das Absammeln der Eier aus den Gelegen solle geprüft werden.
Die Jagd auf die Gänse, die nicht unter Naturschutz stehen, ist grundsätzlich möglich. Allerdings nur vom 16. Juli bis zum 31. Januar, wie es die Landesjagdzeitenverordnung vorgibt. Dazu muss die Stadt Neuss allerdings einen entsprechenden Antrag bei der Unteren Jagdbehörde stellen.
Breuer hat jedoch weitere Maßnahmen für den Stadtgarten angekündigt. So sollen die durch Gänsekot verschmutzten Gehwege und Wiesen kurzfristig gereinigt werden – mit einer speziellen Maschine, die sich die AWL vor einiger Zeit eigens dafür angeschafft hat. Diese kann nicht nur die Wege, sondern auch die Wiesen „absaugen“. Auch die verschmutzten Bereiche rund um den Spielplatz sollen nochmals gesondert gereinigt werden, heißt es weiter.
Weitere Verbesserungen sollen durch eine konsequente Überwachung des generellen Fütterungsverbots für Wildtiere und die Installation neuer Beleuchtung erfolgen. In dieser Woche müsse nur noch ein Freischnitt der Lampen, die durch Spenden finanziert wurden, an den neuen zusätzlichen Standorten erfolgen. Zudem gibt es für Vögel unzugängliche neue Müllbehälter im Stadt- und
Rosengarten.
Grüne konsequent gegen
das Abschießen der Gänse
Der Attacke von Marc Vanderfuhr (SPD), dass das Ausschöpfen aller rechtlich möglichen Mittel im Kampf gegen Wildgänse im vergangenen Jahr „an der Blockadehaltung von CDU und Grünen gescheitert ist“, widerspricht Ingrid Schäfer (CDU), wie Vanderfuhr ebenfalls Mitglied im Umweltausschuss, entschieden. „Das stimmt nicht. Am Jröne Meerke kämpfe ich schon seit zehn Jahren gegen die Gänse-Problematik.“
Darum begrüße sie auch die von Bürgermeister Breuer angekündigte Bejagungsmaßnahme: „Wenn es anders nicht geht, muss man die Tiere eben bejagen. So leid es mir auch tut.“
Anders sieht das allerdings Ingeborg Arndt von den Grünen, die Vorsitzende der Kreisgruppe Neuss des BUND ist. „Abschießen geht gar nicht! Man muss keine Tiere töten, nur weil sie sich in einem Gebiet wohlfühlen."
Die Verwaltung habe vielmehr in der Vergangenheit „geschlafen“ in Bezug auf die Gänseproblematik im Stadtgarten: „Man hätte viel früher den Bestand reduzieren müssen, am Anfang waren es nur fünf oder sechs Tiere“, sagt Arndt.
Kurios: Zwar kündigt Breuer sowohl Eier-Entnahme als auch Abschuss an, doch erst Mitte Juli kommunizierte die Stadtverwaltung Neuss folgende Stellungnahme zur Gänseproblematik im Stadtgarten: „Untersuchungen von Experten, unsere und die Erfahrungsberichte anderer Städte zeigen, dass Maßnahmen wie das Absammeln der Eier aus den Gelegen oder der Abschuss nur geringe Erfolge erzielen und diese auch nur durch einen extrem hohen personellen und finanziellen Aufwand erzielt werden können.“
Zudem gebe es Bürger, die die Gänse nicht missen möchten, sich über gemähte Wiese beklagen, weil die Tiere dann nicht genügend Futter hätten.
Ein positiver Ausblick sei das Ende der Mauserzeit. Wenn Alt- und Jungtiere wieder fliegen können, werde nämlich ein Großteil der Gänse auf Feldern und Wiesen im Umkreis auf Nahrungssuche gehen.