Kreistagsfraktion „In dieser SPD möchte ich kein Mitglied sein“
Neuss. · Margot Mankowsky tritt aus SPD und Fraktion aus. Sie kritisiert einen Richtungswechsel.
Erneut verliert die SPD-Kreistagsfraktion ein Mitglied. Nach Harald Holler (71) aus Grimlinghausen im Sommer, erklärt jetzt Margot Mankowsky (64) ihren Austritt aus Partei und Fraktion. „Mir gefällt der Linksruck auf allen Ebenen nicht, dem die SPD von Berlin bis in die Ortsvereine unterzogen wird“, sagt die Politikerin, die nach 27 Jahren ihr Parteibuch zurückgibt. Ehe sie 2014 erstmals in den Kreistag gewählt wurde, gehörte Mankowsky zwölf Jahre dem Kaarster Rat an. Ihr Mandat will sie bis zum Ende der Wahlperiode im Herbst 2020 ausüben. Eine neue politische Heimat suche sie nicht. Wenn heute der Kreistag zusammentritt, zählt die SPD nur noch 17 Abgeordnete. Ihre Ex-Mitglieder Holler und Mankowsky sind nun Einzelkämpfer.
Routiniert reagiert Daniel Rinkert (31), Vorsitzender der SPD im Rhein-Kreis, auf den erneuten Aderlass. „Offenbar handelt es sich um eine persönliche Entscheidung“, sagt Rinkert, „die haben Partei und Fraktion zur Kenntnis genommen.“ Sein Versuch, mit Margot Mankowsky zu sprechen, sei erfolglos geblieben: „Ich erreiche sie nicht, obwohl ich ihr auf die Box gesprochen habe.“ Rinkert kündigt an, Kreispartei und Kreistagsfraktion würden konsequent ihre Sacharbeit fortsetzen. Was die SPD aktuell beschließe, könne, wer wolle, gern als links bezeichnen, es sei aber letztlich die Rückkehr zur sozialdemokratischen DNA. Auch Fraktions-Chef Thiel nimmt den Austritt „zur Kenntnis“. Der Rest ist Schweigen.
Sorgt der Abgang eines Fraktionsmitgliedes ohnehin schon für einen Knall, so hat der Austritt Mankowskys für einen Knalleffekt gesorgt – denn mit ihr geht die Ehefrau von Karsten Mankowsky (65), nicht nur einst Neusser SPD-Chef, sondern der Umweltexperte hat heute als einziger Sozialdemokrat einen Schreibtisch auf dem Dezernentenflur im Kreishaus.
Karsten Mankowsky ist
immer noch Mitglied der SPD
Das hätten die Genossen um den Fraktionsvorsitzenden Rainer Thiel gern geändert. Als auf Vorschlag von Landrat Petrauschke die Schwarz-Grün geführte Kreistagsmehrheit dem Antrag von Mankowsky folgte, seine Amtszeit um drei Jahre über die Altersgrenze hinaus zu verlängern, nahmen die Sozialdemokraten an der Abstimmung nicht teil. Karsten Mankowsky ist nach wie vor Mitglied der SPD.
Mit Margot Mankowsky verliert die SPD soziale Kompetenz. Die gelernte Krankenschwester am Neusser „Lukas“ qualifizierte sich beruflich weiter, arbeitete in der Diakonie-Pflegedienstleitung und war Barmer-Pflegesachversändige. Sie vermisse Empathie und Respekt: „In dieser SPD-Fraktion möchte ich kein Mitglied mehr sein.“