Neuss: Eine zweite Chance für Schulabbrecher
Stadt kürzt Projekt-Zuschüsse, Kolpingwerk will Förderverein gründen.
Neuss. Sie stören den Unterricht, fehlen unentschuldigt oder haben einfach "keinen Bock auf Schule". In Neuss beendeten im Sommer zahlreiche Jugendliche ihre Schulzeit, ohne einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben.
Ob Ausschluss, Schwänzen oder totales Fernbleiben vom Unterricht - der Weg aus der Schule hinaus ist immer leichter als der Weg wieder herein.
Die Schulwerkstatt will Schulabbrechern wieder Lust aufs Lernen machen und ihnen eine Perspektive geben. 30Jugendliche von Haupt- und Gesamtschulen nutzen in diesem Schuljahr das Angebot des Kolping-Bildungswerks.
Das Berufsförderungswerk bietet eine Reihe von berufsvorbereitenden Maßnahmen an, die von 34Mitarbeitern betreut werden. Die Schulwerkstatt ist dabei das einzige Projekt, das zu anderen Förderern auch das Jugendamt der Stadt Neuss zählt. Die geplanten Kürzungen im Stadtetat werden jedoch auch an dieser Stelle Auswirkungen haben.
Zwar ist der Zuschuss für das laufende Schuljahr bis Juli 2011 bewilligt, in den dann kommenden beiden Jahren muss die Werkstatt aber auf 25.000 Euro verzichten. Existenziell bedroht sieht sich das Haus aber nicht. "Das heißt nicht, dass unsere Arbeit nicht mehr stattfinden kann", betont Beate Hendges, Leiterin des Berufsförderungszentrums des Kolping-Bildungswerks. "Es sind keine Mitarbeiter gefährdet."
Dennoch müsse nun in einigen Bereichen, etwa bei Exkursionen und Schülerfahrten, rigoros gespart werden. Um einen Teil der Kürzungen aufzufangen, will das Kolpingwerk einen Förderverein gründen, in den auch die Einnahmen der Basare und Verkäufe aus den Werkstätten einfließen, die dann wieder den Jugendlichen zugute kommen. Am Wochenende veranstaltete das Bildungswerk bereits einen Weihnachtsbasar. Auch Jugendliche aus der Schulwerkstatt beteiligten sich. Sie schnitzten Krippen, die zum Verkauf angeboten wurden.
An drei Tagen in der Woche packen die Jugendlichen in der Farb- oder Holzwerkstatt mit an, auch ein Hauswirtschaftskurs wird angeboten. An den anderen zwei Tagen findet Unterricht statt. Auf dem Stundenplan stehen Hauptfächer wie Deutsch, Englisch und Mathe. Die Gruppen bestehen aus maximal zwölf Teilnehmern, um auf die Schüler individuell eingehen zu können. Außerdem können die 15- bis 18-Jährigen mit oft schwierigem sozialen Hintergrund einen Hauptschulabschlusskurs besuchen.