Wirtschaft in Neuss IHK-Regionalforum im Neusser Hafen

Neuss · Die Neuss Düsseldorfer Häfen sind für die Wirtschaftskraft der Region entscheidend. Ein Blick auf Bedeutung und Geschichte.

Das Hafengebiet aus der Vogelperspektive. Die Neuss Düsseldorfer Häfen schaffen die Grundlage für rund 21 000 Arbeitsplätze in der Region.

Foto: Neuss-Düsseldorf Häfen

Das neue Regionalforum der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK) ersetzt die bisherigen Regionalausschüsse. Die erste Forumstagung begann nun mit einer Fahrt durch die Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH). Zu dieser besonderen „Klassenfahrt“ begrüßte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bedeutende Entscheider aus Politik und Wirtschaft.

Der doppelstöckige Bus war vollständig besetzt, als Andreas Hamm, Assistent der NDH-Geschäftsführung, zunächst über Geschichte sinnierte. Als der Rhein ab dem 14. Jahrhundert sein Bett vom Neusser Stadtzentrum weg verlagerte, reagierten die Stadtväter sofort, indem sie den Erftkanal systematisch ausbauten. „2000 Jahre Geschichte gehen heute über den Wendersplatz“ übertrieb er ein wenig, nahm aber tatsächlich Bezug auf aktuelle Diskussionen. Denn der Wendersplatz wird auch in Zukunft Drehscheibe für den Zugverkehr sein, der seit 120 Jahren den Betrieb im Hafen beeinflusst und dessen Bedeutung zunehmend wächst.

Das bestätigte auch Dominik Baum, Geschäftsführer der großen Ölmühle C. Thywissen. Zwar habe sein Unternehmen zwei neue Silos am Hafenbecken 1 gebaut, aber „der Wasserstand des Rheins ist kein verlässlicher Partner mehr“. Wie gut, dass zwei der größten Kunden, Thomy-Nestle und Walter Rau, gleich gegenüber ihren Sitz haben. Auch Tobias Haberland, Mitgeschäftsführer beim Logistikunternehmen M. Zietzschmann, setzt auf Ökologie: „Weg von der Straße, hin zu Schiff und Bahn!“ Das Familienunternehmen operiert seit 1912 vom Hafenbecken 4 aus.

Ohne die NDH gebe es für die Region eine Verschlechterung

Die Busfahrt tangierte auch das Hafenbecken 5, den ehemaligen Floßhafen, wo Container von Neuss Trimodal und Contargo den Blick für die Zukunft schärfen. Spätestens dort waren alle Entscheider in einem Punkt einig: Ohne die Existenz der NDH käme es zu einer signifikanten Verschlechterung der gesamten Region. Bereits heute zählen die beiden Häfen mit einem Güterumschlag von rund 13 Millionen Tonnen pro Jahr zu den größten und modernsten Binnenhäfen Europas. Rund 21 000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von den NDH ab, in Neuss bedeutet das: jeder 20. Arbeitsplatz. Die Wirtschaftsleistung betrug im Jahr 2019 rund 1,8 Milliarden Euro. Experten erwarten, dass sie bis zum Jahr 2030 um 16 Prozent wachsen wird.

Im Anschluss an die Rundfahrt waren die Teilnehmer Gäste in der Zukunftswerkstatt der RheinLand-Versicherungsgruppe. Zum „Dialogforum“ begrüßte der Vorstandsvorsitzende Christoph Buchbender – „Der Erfolg der Rheinland ist sein ganz persönlicher Erfolg“, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer – die vielen Gäste und gestaltete ein Porträt der Versicherungsgruppe: „Wir sind eine leise Firma.“ Er verschwieg, dass die RheinLand zu einer Art „Wallfahrtsort“ für Digitalisierung der Assekuranz geworden ist. In seiner letzten Dienstwoche sagte ein zufriedener Christoph Buchbender: „Die Balance zwischen ‚gerne Geschäfte machen‘ und sozialem Engagement ist uns gelungen.“

Vor allem der Sport profitiert von diesem Engagement. Das eigentliche Diskussionsforum war dann gar keines: Silke Hauser (IHK) gab das Wort nacheinander weiter an den Kreistagsabgeordneten Hans-Christian Markert, der auch Vorsitzender des Klimabeirates der Stadt Neuss ist, an Dominik Baum und an IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Alle waren sich einig: „Wir brauchen mehr Kommunikation.“ Lediglich Landrat Hans-Jürgen Petrauschke wagte einen Exkurs: „Mein Ziel ist, Ausbildung und Arbeitsplätze für alle! Dazu müssen die Rahmenbedingungen durch weniger Bürokratie stimmen.“