Neuss: Jobabbau ist kaum zu vermeiden

Insolvenzverwalter von der Fecht sieht aber Chancen für weitere Produktion in Neuss.

Neuss. Das Unternehmen Acument Global Technologies mit Sitz in Troy/Michigan, hat, wie berichtet, für seine Standorte in Deutschland die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Schock saß in Neuss, der Deutschlandzentrale, tief: Für 391 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens - Bauer & Schaurte entwickelte hier den Inbus-Schlüssel - kam diese Entwicklung völlig überraschend. Seit knapp zwei Wochen ist der vom Gericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Wolf-R. von der Fecht von der Düsseldorfer Kanzlei Metzeler - von der Fecht mit Mitarbeitern dabei, sich einen Überblick zu verschaffen und erste Restrukturierungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Seine Aussage ist klar: Ziel ist das Überleben der Standorte (fünf Produktionsstandorte und eine Logistikeinheit) als Einheit zu sichern. "Zurzeit gibt es keine Hinweise, dass ein Standort nicht zu halten ist", sagt von der Fecht. Zweckoptimismus mag er damit nicht verbreiten.

Zum einen treffe das Unternehmen die allgemeine Krise der Automobil-Zulieferer mit extremem Umsatzeinbruch. Zum anderen zeigten sich unternehmens-spezifische Probleme. Die sieht von der Fecht in der internen Struktur der Gruppe. "Da sind vor drei Jahren Unternehmen zusammengekommen, aber nicht wirklich zusammengeführt worden." Der Rechtsanwalt drückt es zurückhaltend aus: "Das Zusammenwirken ist nicht wirklich optimal." Fünf Standorte, fünf Buchhaltungssysteme: Dinge wie diese abzustellen bringe schon gute Ergebnisse, so von der Fecht.

Doch zu einem Restrukturierungsplan gehört natürlich mehr, und von der Fecht verhehlt nicht, dass ein Abbau von Arbeitsplätzen wohl nicht zu vermeiden sei. Dem vorläufigen Insolvenzverwalter ist es wichtig zu betonen, dass er auch die Bereitschaft des Unternehmens sieht, an einer Lösung mitzuwirken. Der Eigentümer des Unternehmens, die Private-Equity-Gesellschaft Platinum, gilt als klassische Heuschrecke. Das Unternehmen selbst aber, versichert von der Fecht, verhalte sich nicht so: "Acument ist daran gelegen, dass es hier weitergeht."

Das Management strebt eine Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung an, ähnlich dem Chapter-11-Verfahren in den USA, wie es bei GM zur Anwendung kam. In diesem Fall behält das Management weitgehend die Führung des Unternehmens. Darüber entscheidet das Insolvenzgericht in knapp drei Monaten. Solange erhalten die Mitarbeiter Insolvenzgeld, die Geschäfte laufen unverändert weiter.

Wie es dann weitergehen kann, mag der Anwalt aus Düsseldorf jetzt noch nicht andeuten. Dennoch klingt ein wenig Optimismus durch, wenn von der Fecht erklärt: "Ich sage nicht, alles wird gut. Aber die Voraussetzungen stimmen: Stabile Kunden, interessante Produkte und sehr motivierte Mitarbeiter."