Schülerin aus Neuss entwirft Impulskartenset Über Essstörungen und mentale Gesundheit aufklären
Neuss · Lilly Bellen weiß, wie es sich anfühlt, wenn es einem nicht gut geht. Wenn alles zu viel wird. Mit Unterstützung ihrer Schule und der Werkstatt Lebenshunger hat die 16-Jährige jetzt ein Set Impulskarten darüber produziert. Das ist die Geschichte dahinter.
„Wenn ich meine beste Freundin wäre, würde ich mich nicht hässlich fühlen, sobald ich nur ein Kilo zugenommen habe. Und Übergeben wäre sicherlich keine Option.“ Solche Sachen stehen auf Lilly Bellens Impulskarten. Lilly Bellen ist 16 Jahre alt und besucht die Gesamtschule Norf. Sie wirkt älter als sie tatsächlich ist. Älter, wegen der Art wie sie spricht: mit fester, sicherer Stimme. Vor allem dann, wenn sie über mentale Gesundheit redet. „Ich möchte mit meinen Karten aufklären und helfen“, stellt die 16-Jährige klar. Denn: All diese Zitate sind Gedanken und Gefühle, die Lilly selbst schon einmal genau so hatte. „Wenn ich meine beste Freundin wäre, würde es mir leicht fallen, mich um mich zu kümmern.“ Jetzt stehen diese Gedanken auf 16 quadratischen Impulskarten. Die Zitate stammen aus einem Poetry Slam, den Lilly vor etwa einem halben Jahr geschrieben hat. Der Titel des Textes: „Wenn ich meine beste Freundin wäre“. Es geht darum, wie es ist, sich minderwertig zu fühlen, nicht auf sich aufzupassen. „Den Text habe ich dann meiner Lehrerin gezeigt“, erklärt Lilly. „Ich fand den irgendwie gut und ehrlich. Und ich wollte, dass irgendetwas damit passiert.“ Ihre Lehrerin kam dann auf die Idee, die Werkstatt Lebenshunger zu kontaktieren. „Und wir dachten uns sofort: Ja, diese Stimme sollte gehört werden“. so Stephanie Lahusen, die Initiatorin des Vereins. Finanziert wurde die Produktion des Kartensets durch die AOK. Jetzt sollen die Karten im Rahmen der Ausstellung „Klang meines Körpers“ weiterverwendet werden. Ziel der Wanderausstellung ist es, an Schulen über Essstörungen aufzuklären. „Zum Beispiel können die Impulskarten genutzt werden, um ein Gespräch zu starten“, erklärt Lahusen, die neben der Werkstatt Lebenshunger auch für die Ausstellung in NRW verantwortlich ist. „Oder, um selbst einen Text zu schreiben.“ Auch einzelne Therapeutinnen und Beratungsstellen hätten bereits Interesse bekundet. „Es ist gut, dass an Schulen inzwischen so viel über mentale Gesundheit gesprochen wird“, findet Lahusen. „Das war, als ich jung war, noch anders. Menschen wie Lilly sind deswegen auch Botschafterinnen. Mutmacher.“ Auch Lillys Schule sieht das so. „Wir sind unheimlich stolz auf dich“, stellt die Leiterin ihrer Schule, Saga Sjölund klar.