Neuss mitten im Fleischskandal

180 000 Pakete, die Pferdefleisch enthalten könnten, wurden in Uedesheim und Norf umgeschlagen.

Neuss. Es herrscht reger Betrieb an der Hansemannstraße in Uedesheim. Produzenten und Händler lassen ihre Ware in das große Lager des Unternehmens Kühlhaus Düsseldorf bringen, es sind Fisch und Fleisch, Rohware und Fertigprodukte. Andererseits wird Ware zu den Kunden transportiert, auch zu Supermärkten und Discountern.

Derzeit kommt ein neuer Warenstrom hinzu: Fertigprodukte, in denen nicht deklariertes Pferdefleisch vermutet wird, landen wieder im Neusser Kühlhaus: „Die Ware kommt in ein speziell gekennzeichnetes Sperrlager und bleibt, bis die Behörden grünes Licht geben“, sagt Thomas Lemmerholz.

Er ist Geschäftsführer und Inhaber des erfolgreichen Unternehmens, das erst vor wenigen Monaten das Kühlhaus an der Mainstraße in Norf um das zweite in Uedesheim erweitert und dort 9 Millionen Euro investiert hat.

Nun ist das Unternehmen in den Schlagzeilen — als Beteiligter, der mit falscher Deklaration nichts zu tun hat. „Uns gehört die Ware nicht. Wir sind Dienstleister und nicht verantwortlich für Inhalt und Deklarierung der Produkte, die wir lagern“, sagt Thomas Lemmerholz.

Betroffen von dem Skandal sind die Neusser, die wegen des Unternehmensgründung 1911 den Namen Düsseldorf im Namen tragen, in einem hohen Maß. Etwa 360 000 Packungen mit Fertiggerichten wie Lasagne, die Pferdefleisch enthalten könnten, wurden in den vergangenen drei Monaten nach Deutschland gebracht. Etwa die Hälfte davon, vermutet Lemmerholz, wurde in Neuss umgeschlagen. Etliche Tonnagen kehren nun zurück.

Nun steht er in ständigem Kontakt mit dem Kreisveterinäramt Grevenbroich. Die Zusammenarbeit sei sehr gut, sagt Lemmerholz. Ohnehin gebe es eine permanente unangemeldete Überwachung seines Betriebs.

„Wir sind auch jetzt total offen, natürlich“, sagt er und betont, er sei an der Aufklärung ebenso interessiert wie die Behörden — „und sicher auch ein Teil der Produzenten, die Betrügern zum Opfer gefallen sind.“