Neuss: Mosaik- und Glasmacherkunst auf dem Hauptfriedhof
Mehr als 100 Interessierte entdeckten den Friedhof neu. Drei kundige Führer hören auf.
Neuss. Nur mit Mühe dringt das trübe Herbstlicht durch die leuchtend rot-braunen und gelb-weißen Glassegmente, die von dem schwarzen Grabstein eingefasst sind. Das Konterfei Jesu Christi schaut dem Betrachter der Ruhestätte ins Gesicht. Mahnend hält er ihm das Wundmal der rechten Hand vor Augen. Der Ausdruck der Augen und der wallende Bart geben dem Antlitz einen expressionistischen, eindringlichen Zug. Das Glasmosaik der Familie Franz Josten aus dem vorvergangenen Jahrhundert zählt zu den schönsten Kunstwerken, die es am Samstag bei einer Führung unter dem Motto "Mosaik und Glaskunst" auf dem Neusser Hauptfriedhof zu entdecken gab. Mehr als hundert Interessierte hatten sich am Eingang an der Reydter Straße zum vorerst letzten Rundgang der Heimatfreunde eingefunden und sich der zweistündigen Führung unter Leitung von Max Tauch, Kurt Lonnes und Arnold Napp-Saarbourg angeschlossen. "Die Mosaik und Glaskunst ist eine Kunstrichtung, die seit der Zeit des Ersten Weltkriegs sehr beliebt war und in den 20er und 30er Jahren auch die Friedhofskultur erfasste", erklärte Kurt Lonnes. In dieser Zeit hat der Niederländische Glasmacher Jan Thorn-Prikker auch die Fenster der Friedhofskapelle erschaffen. Einige wenige Gräber auf dem Neusser Hauptfriedhof haben diese Kunstrichtung später aufgegriffen. Nur ein halbes Dutzend von ihnen ist erhalten.