Tat in Neuss „Blumenladen-Mord“: Angeklagter schweigt

Nordstadt. · Die Mutter des Opfers schilderte das Geschehen bis zu den tödlichen Schüssen.

Im Prozess um die tödlichen Schüsse in einem Blumenladen auf der Neusser Furth hat jetzt die Mutter des Opfers als Zeugin ausgesagt. Die Küsterin einer evangelischen Kirchengemeinde im ostwestfälischen Versmold erklärte, der Angeklagte habe ihre Tochter schon Monate vor der Tat verfolgt und bedroht. Der 32-Jährige aus Meerbusch wollte sich auch am Donnerstag zu den Vorwürfen nicht äußern.

Begleitet von einer Betreuerin der Justiz wurde die Mutter der getöteten jungen Frau am Donnerstagmittag in den großen Schwurgerichtssaal des Düsseldorfer Landgerichts gebracht. Gefasst schilderte die 56-Jährige das dramatische Geschehen bis zu den tödlichen Schüssen Ende April 2019. „Erstmals hat sie uns im Sommer 2016 von ihm erzählt“, so die Zeugin, „die beiden hatten sich über eine Dating-App kennengelernt. Sie hat uns davon berichtet, dass er mal Kandidat bei DSDS war und mittlerweile Jura studieren würde.“

In der Folgezeit habe sich die Beziehung zunächst normal entwickelt. „Am 1. Januar 2018 sind die beiden in Meerbusch zusammengezogen.“ Lange hielt die Beziehung allerdings nicht. Im Oktober 2018 machte die junge Frau per WhatsApp mit ihrem Freund Schluss – danach begann ein regelrechter Terror. „Es gab immer wieder Anrufe oder Nachrichten, auch auf meinem Handy“, so die Mutter des späteren Opfers.

In einer WhatsApp-Nachricht, die im Prozess verlesen wurde, stellte der Angeklagte seine Ex-Freundin als undankbar dar. Er habe immer alles für sie getan, kurz nach ihrem Auszug sei sie schon mit einem anderen Mann ins Bett gegangen, er habe das alles nicht verdient. Anfang 2019 kam es dann in der Wohnung des Angeklagten zu einer Aussprache. Dort erklärte die gelernte Sozialarbeiterin nach Angaben ihrer Mutter, dass sie einen neuen Mann kennengelernt habe. „Daraufhin hat der Angeklagte wohl direkt den Blick verändert, ist mit einem Messer auf meine Tochter losgegangen und wollte sie vergewaltigen.“ Nachbarn hätten schließlich die Polizei gerufen. „Seit der Tat ist für uns jedenfalls nichts, wie es einmal war.“

Zum eigentlichen Tatgeschehen Ende April wurden auch zwei unmittelbare Zeuginnen des Mordes gehört. Dabei handelte es sich um zwei Floristinnen, die in dem betroffenen Blumenladen gearbeitet hatten. Am 20. November wird das Verfahren fortgesetzt.