Neuss schwitzt beim Schützenfest
Neuss. Als Schützenkönig Gerd Philipp Sassenrath die Front auf dem Markt abschreitet, wird oben in der Rathauskantine schnell nachgeordert. Es ist brüllend heiß zur Königsparade gestern Mittag, und Kantinenpächter Friedhelm Geuenich sorgt dafür, dass rasch noch mal 500 Liter Wasser herangeschafft werden.
Die Gäste haben Durst, und Mineralwasser ist besonders gefragt. Dennoch mussten die Sanitäter den Hitzeopfern vielfach helfen. Drei Edelknaben nahmen vorsorglich nicht am Nachmittagsumzug teil. Doch die Temperaturen von mehr als 30 Grad waren nur eins von vielen Themen, die diesen Schützenfestsonntag prägten, der ein Tag der Premieren und des Abschieds war.
Reiner Breuer war erstmals als Bürgermeister dabei, Walter Pesch erstmals als Oberst, dem Präsident Thomas Nickel später zur „sehr gelungenen Parade“ gratulierte. An Pesch’ Seite ritt mit Adjutant Ben Dahlmann ebenfalls ein Neuling. Neu war auch, dass Ehrenoberst Heiner Sandmann Probleme mit seinem Pferd hatte. „Es zickte“, sagte der erfahrene Reiter, der die Situation aber meisterte. Etwas traurig stieg Hans-Jürgen Hall nach seiner letzten Parade als Jägermajor vom Pferd: „Es war so schön wie erwartet, aber natürlich habe ich auch gedacht: Das war’s!“ Hall hört auf eigenen Wunsch an der Spitze der Jäger auf; sein Nachfolger wird Ende des Jahres gewählt. Bei der Schützenlust pausierte wie angekündigt Major Herbert Geyr aus gesundheitlichen Gründen. Sein Adjutant Kurt Koenemann führte das Kommando; an seiner Seite Andre Uhr, der als „Auszubildender“ seine Sache gut machte. Uhr soll als Adjutant nachrücken, wenn sich Geyr und Koenemann nach dem Schützenfest 2017 zurückziehen und Klaus Engels zum neuen Major gewählt wird.
Lob und Anerkennung hielt WDR-Intendant Tom Buhrow für seinen Kollegen Thomas Vogel bereit, der gestern zum 16. Mal seit 1997 die Paraden-Übertragung live im WDR moderierte; dabei wurde er zum 14. Mal von Herbert Breidenbach unterstützt. Das erfahrene Duo konnte nicht verhindern, dass die Übertragung endete, während die Gilde aufmarschierte. „Die Parade hat 16 Minuten zu spät begonnen“, sagt Breidenbach, „die Zeit fehlte hinten.“ Artillerie und Reiter müssten sich aber nicht grämen, meinte Thomas Vogel, „beide Korps sind beim Aufmarsch richtig gut im Bild rüber gekommen“. Gut rübergekommen ist auch König Gerd Philipp I. Sassenrath, der seine ansteckende Freude zeigte: „Es ist ein besonderes Erlebnis, das komplette Regiment an sich vorbei ziehen zu sehen.“ Dieses Erlebnis teilte der Schützenkönig gestern mit vier Ehrengästen: US-Botschafter John B. Emserson, WDR-Intendant Buhrow, Kölns Generalvikar Dominik Meiering und Pierburg-Chef Olaf Hedden trotzten strahlend den tropischen Temperaturen.