Welcher Kirmes-Typ sind Sie?

Abenteurer, Nostalgiker, Romantiker, Schlemmer — ohne diese Typen geht auf der Kirmes nichts.

Foto: Archiv (1), woi (4)

Neuss. Die Bässe dröhnen, die Hammer Landstraße leuchtet — es ist Kirmes. „Für jeden was dabei“, sagen die Organisatoren. Wir gehen ein wenig mehr ins Detail und nennen vier Kirmes-Typen, die zum Fest dazugehören wie das leuchtende Riesenrad.

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Todesmutig stolziert er über das Kirmesgelände auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Wenn er hört, dass die Stadt während des Schützenfestes kopfsteht, ist das für ihn mehr als ein Sprichwort. Vielmehr denkt er dabei an Attraktionen wie den „Commander“, auf dem er dank zahlreicher Umdrehungen vergisst, wo oben und unten ist. Zum ersten Mal darf sich der Abenteurer aus Neuss in diesem Jahr auf den „Predator“ freuen. Allein die Beschreibung lässt das Blut schneller durch seine Adern pumpen. Von „extremen Überschlägen“ ist die Rede. An zwei hydraulisch hochfahrenden Masten befindet sich eine zentrale Dreheinheit. Die Tour über die Schlemmermeile nimmt er hochprofessionell erst danach in Angriff.

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Für ihn ist die Kirmes wie ein Bilderbuch, das er aufschlägt, um sich in die Zeit zurück zu katapultieren, in der vermeintlich alles leichter war. Gern erinnert er sich an das gemeinsame Entenangeln mit Freunden und Geschwistern, an den Geruch der gebrannten Mandeln oder an die klebrigen Zähne nach dem Genuss der Zuckerwatte, die er von Omas Kirmesgeld kaufte. Doch die Neusser Kirmes wäre nicht die Neusser Kirmes, wenn der Nostalgiker nicht auch in der heutigen Zeit auf seine Kosten käme. Während sich die jüngeren Generationen ihre Mägen auf Fahrgeschäfte mit verrückten englischen Namen umdrehen lassen, dreht er eine Runde mit dem Kettenkarussell oder blickt verträumt vom Riesenrad aus übers Gelände — so wie der Neusser Markus Jansen, der gestern mit Töchterchen Dina kurz nach der Kirmeseröffnung in einer der Gondeln Neuss von oben betrachtete.

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In Zeiten von Internet-Dating-Portalen setzt er noch auf die reale Begegnung. Vor allem auf der Kirmes. Mit Liebesperlen, knallroten Paradiesäpfeln, Lebkuchenherzen — dem vollen Programm eben. Nirgendwo kann er seiner Liebsten seine Zuneigung wortlos mitteilen wie zwischen blinkenden Fahrgeschäften, Geisterbahnen, die den Beschützerinstinkt wecken, und Rosenverkäufern. Im „Schlagerexpress“ wartet er ungeduldig darauf, zum Smash-Hit „Verdammt, ich lieb’ dich“ so zu tun, als würde er gähnen, um seinen Arm um ihre Schulter zu legen. Gerne lässt er sich auf dem Fahrgeschäft „Booster Maxxx“ auf Wolke sieben katapultieren — oder fühlt sich wie der Nüsser Casanova, wenn er seiner Angebeteten das Kuscheltier schießt, das sich sich seit Jahren wünscht. Kirmes ist für ihn einfach eine Herzensangelegenheit, auch ohne Lebkuchen.

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Ihm läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn er nur das Wort Kirmes hört. Betritt er schließlich die „Rollmops-Allee“, ist er zunächst überfordert von den Gerüchen, die aus allen Windrichtungen kommend seine Nasenflügeln kitzeln. Zuerst die schokolierten Früchte? Vielleicht doch lieber fettige Reibekuchen? Wie sieht’s aus mit den holländischen Frikandeln? Ist danach noch Platz für die Zuckerbomben aus der Süßigkeitenbude? Fragen über Fragen, die ihn beschäftigen.

Zugegeben, bei 23 Imbissen und 35 Ausschankbetrieben fällt die Wahl auch nicht ganz leicht. Ein bisschen Romantiker steckt jedoch auch im Schlemmer — schließlich geht Liebe durch den Magen.