Kraftwerk Neurath: Block F wird für 35 Millionen gecheckt

RWE investiert kräftig in die Hauptuntersuchung. 1000 Fachkräfte sind daran beteiligt.

Foto: RWE Power

Neurath. Meisterleistungen des Gerüstbaus werden in diesen Wochen im Block „Friedrich“ vollbracht: Im Inneren des Kessels — so hoch wie ein stattliches Hochhaus — hängen einige Arbeitsbühnen wie Erker an einer Fassade rund 100 Meter hoch über dem von Strahlern erhellten Hohlraum. Eine weitere hängt noch höher an dicken Stangen von der Decke herab. In diesen Tagen ist die seit dem 22. Juli laufende Hauptuntersuchung des Kraftwerksblocks auf dem Höhepunkt. Vier Jahre nach Indienststellung steht am 1100-Megawatt-Block die erste Revision an, insgesamt investiert der Energie-Konzern 35 Millionen Euro. Nachbar-Block „Gustav“ hatte diese Prozedur 2015 durchlaufen.

Rund 1000 Mitarbeiter von RWE und anderen Firmen machen nun „Friedrich“ fit für weitere Jahre. Dabei haben sie mit Superlativen zu tun. Von Grevenbroich bis Barcelona — 1300 Kilometer weit — reichten zu Beginn der Revision aneinandergereiht die Rohre aus dem Dampferzeuger. Heute würden sie sogar weiter, bis Tarragona im Süden Kataloniens reichen, denn RWE Power hat ein paar zusätzliche Kilometer Rohre eingebaut. Sie gehören zu einem Mischverteiler, der den 26 mal 26 Meter breiten Kessel umfasst wie ein Gürtel die Hüfte.

„Damit investieren wir zwölf Millionen Euro, um die Wärmeverteilung im Kessel zu verbessern“, berichtet Revisionsleiter Uwe Weckauf. Der 51-jährige Maschinenbau-Ingenieur aus Linnich-Tetz hat bei RWE schon zahlreiche Revisionen betreut. „Durch den Verteiler erwärmen sich die Rohre gleichmäßiger, werden verschleißfester und machen die Anlage noch belastbarer und flexibler“, sagt Weckauf. Die letzten der 10 000 Schweißnähte des Mischverteilers werden geröntgt und eventuell nachgearbeitet.

Die drei generalüberholten Mittel- und Niederdruck-Schaufelräder der Dampfturbine wurden mittlerweile wieder ins Gehäuse eingesetzt. Sie haben einen Durchmesser von bis zu 4,50 Metern. „Es ist Millimeterarbeit für die ganze Mannschaft, allen voran für den Kranführer“, sagt Weckauf. Denn die 1,40 Meter langen, am Computer modellierten Endschaufeln aus Stahl und Titan, sind empfindlich. Eine Delle, zum Beispiel durch einen achtlosen Stoß verursacht, könnte große Auswirkungen auf die gesamte Turbine haben.

Zur Revisions-Mannschaft am Block „Friedrich“ gehören rund 30 Sicherheits-Fachkräfte. Sie achten darauf, dass alle jederzeit sicher arbeiten. Ihre bisherige Bilanz ist positiv — keine Unfälle. Voraussichtlich am 9. September soll die Revision abgeschlossen sein. Die 35-Millionen-Euro-Investition lohne, erklärt Kraftwerksleiter Tilman Bechthold. „Block F wird im Interesse der Versorgungssicherheit noch lange zuverlässig Strom erzeugen. Weil sich seine Leistung schnell und flexibel herauf- und herunterregeln lässt, können wir seinen Betrieb optimal den schwankenden erneuerbaren Energien anpassen.“