CDU Neuss sucht ihren Bürgermeisterkandidaten Kampf der Christdemokraten um die Kandidatur

Neuss. · Die CDU in Neuss sucht einen Bürgermeisterkandidaten. Sechs Bewerber stellten sich den Fragen der Basis.

Markus Kuhl: „Was spricht gegen Videoüberwachung?“

Foto: Andreas Woitschützke

Reiner Breuer hatte Kundschafter vor Ort. Doch was SPD-Mann Arno Jansen von der ersten Runde der Kandidatenvorstellung über die CDU-Bürgermeisterbewerber aus dem Saal der Gaststätte „David´s im Engels“ funken konnte, wird Breuer nicht den Schlaf geraubt haben. „Da muss noch mehr von uns kommen“, gab Frank Wolters zu, einer der sechs Bewerber. Drei Gelegenheiten bis zum Mitgliederentscheid am Montag, 30. September, gibt es noch.

90 Minuten stellten sich die Bewerber in kurzen Statements vor und den Fragen des Publikums. Es wurde von Dorothea Gravemann fair moderiert, war informativ, manchmal kurzweilig, hin und wieder entlarvend. Die Veranstaltung wurde per Facebook übertragen und mit einem Trommelfeuer teils grotesker Kommentare vor allem von Sebastian Rosens „Wahlkampfmanager“ begleitet. Beispiel: „Herr Rosen hat Siemens mit aufgebaut und will die Akten in Neuss digitalisieren.“

Die Reihenfolge für die Vorstellungsrunde war ausgelost worden und der erste „Aufschlag“ gehörte Jan-Philipp Büchler (40), dem vom Parteivorsitzenden Jürgen Brautmeier vorgeschlagenen Bewerber. Der Professor für Unternehmensführung und Gründer eines Startup-Unternehmens mit 30 Beschäftigen stellte sich als Mann der Praxis vor, „der unternehmerisch denkt, Chancen erkennt, Lösungen findet und umsetzt.“ Sebastian Rosen (45) spielte die Karte „Bodenständigkeit“: In Neuss geboren, in Vereinen und Verbänden engagiert, seit 20 Jahren im Rat, bediente er sich – nach einem Motto gefragt – beim Neusser Ehrenbürger Kardinal Frings: „Für die Menschen bestellt“.

Dass er seine verantwortungsvolle Aufgabe in der Wirtschaftsförderung der Stadt Paderborn nur aufgibt, wenn er Bürgermeister wird, stellte Frank Wolters (51) klar. Dass der ehemalige Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Neuss den Wechsel nach Paderborn mit dem SPD-Bürgermeister begründete – „Mit der Amtsübernahme von Reiner Breuer ist es für mich schwierig geworden“ – kam gut an, seine „Anpack-Mentalität“ auch: „Wir müssen an der Standortqualität von Neuss arbeiten. Da sind einige Zukunftsaufgaben zu
erledigen.“

Markus Kuhl (46) ging zunächst mit seiner Partei ins Gericht, die er „behäbig und inhaltlich beliebig“ nannte. Es müsse ein Ruck durch die CDU gehen, „dass daneben ,Fridays for Future’ wie ein Kindergarten wirkt“. Aber er bewarb sich nicht als Parteivorsitzender, sondern will Bürgermeister werden. Das wurde erst in der Fragerunde deutlich, als es um Programmatik ging und sich Kuhl beim Thema Sicherheit und Attraktivität der Innenstadt als strammer Konservativer äußerte: „Was spricht gegen Videoüberwachung und eine Bestreifung durch Polizei und Schwarze Sheriffs?“

Die 53-jährige Ruth Sternemann-Böcking, die sich erst kurz vor dem Schützenfest zur Kandidatur entschieden hatte, stellte ihre Person in den Vordergrund: Mutter, Anwältin, Christdemokratin aus Überzeugung. Sie sei „politischer Seiteneinsteiger“, sagte sie, nannte als Stärke: „Ich kann Meinungen bündeln.“ Politische Antworten wolle sie sich für später aufheben, so die Helpensteinerin, die in der Fragerunde blass blieb.

Nicht nur in puncto Garderobe, wirkte Bärbel Kohler (60) deutlich bunter. Die Unternehmerin warb mit „Tatkraft. Gerechtigkeit. Besonnenheit“ für sich und stellte sich als Aktivposten in der Partei dar. Sie sei seit 2000 CDU-Mitglied, habe immer mitgearbeitet und werde das weiter tun. „Neuss ist reif für eine Bürgermeisterin“, stellte Kohler fest, die gerade für den Bundesvorstand der Mittelstandsvereinigung nominiert wurde.

Präsentation wie Fragerunde, in der es um Wohnraum, Schutz von Freiflächen, den Unterhalt der Verkehrs-Infrastruktur ging, zeigtenrecht große inhaltliche Übereinstimmung der Kandidaten. Eine starke Wirtschaft stand bei allen obenan.