Stadtplanung am Innenstadtrand von Neuss Zieht Museum zum Wendersplatz?

Neuss. · Die Verwaltung legt den Politikern Pläne für eine neue Nutzung des Wendersplatzes vor.

Der Wendersplatz bietet aktuell kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt.

Foto: Christoph Kleinau

Das Clemens-Sels-Museum ganz oder zumindest mit einer Dependance an den Wendersplatz zu verlegen, ist eine mögliche Variante für das große Projekt, das Bürgermeister Reiner Breuer unter dem Titel „Wendersplatz – der Heimat einen Hafen geben“ jetzt anschiebt. Die Idee dahinter ist ebenso ambitioniert wie der Zeitplan: Wenn Neuss im Jahr 2026 Ausrichter einer Landesgartenschau – mit dem Rennbahnpark als Kernfläche – werden sollte, möchte Breuer schon etwas von dem umgesetzt sehen, was bislang noch nicht einmal Gegenstand eines Ideenwettbewerbs war – aber jetzt wird.

Kern des Wettbewerbes, für den der Planungsausschuss kommende Woche verbindliche Leitlinien festlegen soll, ist die Frage: Wie kann man den knapp zwei Hektar großen Wendersplatz als Scharnier zwischen City und Rennbahn aufwerten und neu gestalten? Noch ist er „nur“ ein (kostenfrei zu nutzender) Parkplatz, der an zwei Seiten von stark befahrenen Straßen gesäumt wird. Beides wird sich ändern. Dabei plädiert Planungsdezernent Christoph Hölters dafür, die unmittelbar angrenzende Hessentorkreuzung so umzugestalten, dass sich Autofahrer und Fußgänger/Radfahrer den Raum gleichberechtigt teilen. „Shared spaces“ heißt das Modell, das die Trennung von Gehweg und Fahrbahn aufhebt. Für Hölters ist das die Voraussetzung dafür, dass die Kreuzung an Hammer Landstraße und Hessentordamm nicht mehr als Barriere wahrgenommen wird. Tempo 20 wäre dabei die Höchstgeschwindigkeit. Und die Verkehrsströme müssten so neu organisiert werden, dass sich die Belastung in dieser Kreuzung selbst drastisch reduziert.

Vorschläge für eine Lösung soll ein freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb bringen, dessen Ergebnisse im Sommer 2020 vorliegen könnten. In ihn eingebettet sind zwei Ideenwettbewerbe – für den Wendersplatz aber auch für den Bereich Hymgasse/ Markt/ Am Kehlturm. Breuer hält es für denkbar, nur noch Anwohner in die Hymgasse fahren zu lassen.

Mitentscheidend für den Erfolg dieser Öffnung in Richtung Rhein ist, dass es auf der „Rennbahnseite“ des Hessentordamms auch ein attraktives Ziel gibt. Das kann und wird nach Ansicht des Bürgermeisters nur ein öffentliches Gebäude oder Gebäudeensemble sein. „Wir warten nicht auf den weißen Ritter, der uns da etwas Schönes hinsetzt.“

Einzelhandel und eine Wohnnutzung auf dem Wendersplatz sollen ausdrücklich ausgeschlossen sein. Das wird so auch in den Wettbewerbsgrundsätzen verankert. Ansonsten darf ergebnisoffen geplant werden. Ansatzpunkte aber gibt es schon. So hält es Breuer für vorstellbar, städtische Dienste am Wendersplatz unter einem Dach zu bündeln, die derzeit über die Innenstadt verteilt untergebracht sind. 13 000 Quadratmeter Bürofläche hat die Stadt dazu angemietet. Dieses Mietflächen aufzugeben, könnte ein Punkt sein, der im Finanzierungskonzept für einen Neubau auf dem Wendersplatz positiv zu berücksichtigen ist. Denn das Gesamtvorhaben werde einen nnennenswerten zweistelligen Millionenbetrag verschlingen, sagt Breuer.

Bürgerdienste der Stadt und vielleicht etwas Gastronomie könnten auf dem Wendersplatz um ein kulturelles Highlight ergänzt werden. Einen Ort, der Publikum anzieht. Medienzentrum oder Haus der Kulturen nannte Bürgermeister Reiner Breuer am Montag bei Vorstellung der Pläne vorstellbar, favorisiert scheint aber der – längst überfällige – Neubau für das Clemens-Sels-Museum. „Das Museum darbt“, sagte die Kulturdezernentin Christiane Zangs, die die Einrichtung gerne „in die Mitte der Stadt holen möchte“ – zumindest mit der Kunstsammlung und den Wechselausstellungen. „Für das Museum wäre das ein Quantensprung.“