Neuss: Zwei Bewerber für den Vogelschuss
Bei diversen Treffen am Morgen ging es um die Königsfrage. Fast 500 Schützen samt Königspaar trafen sich an der Oberstraße zum Umtrunk im Freien.
Neuss. 11 Uhr in der Stadthalle. Beim Biwak der Volksbank, das wegen des miesen Wetters vom Münsterplatz an die Selikumer Straße gezogen ist, rätseln die Schützen. Wer holt den Vogel von der Stange? Bewerber waren rar. Heiner Cöllen vom Grenadierzug Knüver kann nur raten.
Aber dass sich kein Bewerber meldet, glaubt er nicht. Wahrscheinlich stünden die Kandidaten bereits fest. "Und die Geheimhaltung ist geschicktes Taktieren."
Dirk Buchmüller vom Gildezug Schleckfefänger wagt sich weiter vor. Er glaubt, dass der Verlierer des vergangenen Jahres wieder antreten könnte. 2009 hatte Paul Neuhäuser, Geschäftsführer der Augustinus-Kliniken, bekanntlich gegen seinen Freund Joachim Goetz den Kürzeren gezogen. "Aber wer weiß, vielleicht meldet sich auch ein Aspirant, an den noch niemand gedacht hat."
Im Dunkeln tappt auch Frank Schulze von den Hubertusschützen: "Mit Sicherheit wird es mindestens zwei Kandidaten geben. Mehr weiß ich nicht." Bürgermeister Herbert Napp hat am Sonntag im Festzelt die Augen aufgehalten.
Zwei Männer hätten auf der Bühne dem Komitee Zettel zugeschoben, intensive Gespräche geführt und tiefe Blicke gewechselt. "Daraus schließe ich, dass wir zwei Anwärter haben."
Das Gerücht, der Jäger-Major Hans-Jürgen Hall habe sich für das Königsvogelschießen beworben, erhärtet sich am Nachmittag. Sein Gegner ist vermutlich Werner Kuhnert von den Scheibenschützen. Ihm wird zum Beispiel Herta Jansen die Daumen drücken. Kuhnert ist ihr Schwiegersohn. Ihr Mann Heinz Peter Jansen stand vor mehr als 30 Jahren den Neusser Schützen vor: Das Amt bliebe also in der Familie.
Der Ehemann wiederum erzählt, dass beide Bewerber mit Herzblut bei der Sache seien, und rechnet mit einem fairen Wettkampf. "Schließlich sind die Kandidaten eng befreundet."
Also ganz ähnliche Voraussetzungen wie vor einem Jahr. Schützenpräsident Thomas Nickel bestätigte am Morgen beim traditionellen Feldlager des RLT-Fördervereins am Landestheater, dass es zwei Bewerber gebe, und nannte selbstverständlich keine Namen.
Fast 500 Schützen samt Königspaar trafen sich an der Oberstraße zum Umtrunk im Freien, ließen sich von Theaterleuten das Alt aus 25 Fässern servieren, froren nur ein wenig und zeigten sich begeistert von der übergroßen Überraschungstorte des Theaters.
"Da muss jetzt doch eigentlich eine klasse Frau raussteigen", meinte ein Schütze noch. Und schon räkelte sich André/Andrea Felgenhauer im Marilyn-Monroe-Look, hauchte ein "I wanna be loved by you" und umgarnte Schützenkönig JoachimI. Goetz, der auch hier wieder einmal bewies, dass er keinerlei Berührungsängste kennt.