Neusser Dächer sollen grün werden

Die Stadt startet ein Programm, durch das Zuschüsse für die Bepflanzung von Dächern und Fassaden möglich werden.

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Neuss. Dächer und Fassaden in Neuss sollen grün(er) werden. Das wünscht sich die Stadt, die gestern ein Förderprogramm dazu gestartet hat. Ab sofort können Privathaushalte und Unternehmen, die dieses Klimaschutzprojekt unterstützen wollen, einen Zuschuss beantragen, der — je nach Art und Größe des Vorhabens — zwischen 225 und 2000 Euro betragen kann. Das Projekt ist Bürgermeister Reiner Breuer so wichtig, dass für die Anschubfinanzierung der ganze Betrag eingesetzt wird, den er und Umweltdezernent Matthias Welpmann am Montag im Bundesumweltministerium in Empfang nehmen konnten: 25.000 Euro — ausgezahlt an den Gewinner des bundesweiten Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2017“ in der Kategorie „Klimaanpassung in der Kommune“.

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Die Vorarbeiten für das Projekt Dachbegrünung sind schon gemacht, denn im Rathaus wurden bereits potenziell geeignete Dächer und Fassaden ermittelt und in einem Kataster zusammengeführt. Die — selbst nicht antragsberechtigte — Stadt will bei der Umsetzung nicht abseits stehen. „Durch die zusätzliche Begrünung wird das lokale Stadtklima verbessert und an die Folgen des Klimawandels angepasst“, sagt Welpmann. Also macht die Stadt mit. Denn, so Breuer, begrünte Dächer würden bei Starkregen wie ein Schwamm Wasser zurückhalten — „das hilft, die Kanalisation zu entlasten“. Sie geben bei Hitze gespeichertes Wasser ab und sorgen so durch Verdunstung für Abkühlung — und seien nicht zuletzt Feinstaubfilter und Lebensraum etwa für Insekten.

Matthias Welpmann, Umweltdezernent

Neben den Förderanträgen hat die Stadt auf ihrer Internetseite auch die Förderrichtlinien sowie eine Karte mit den Ortsteilen veröffentlicht, in denen solche Investitionen in Grün besonders dringlich wären. Meist handelt es sich um die dicht bebauten Gebiete der Stadt, die sich im Sommer besonders schnell und besonders stark aufheizen.

Diesen — im Amtsdeutschen so bezeichneten — Hitzeinseln aber kann neues Grün höchstens Linderung verschaffen. Andere Anstrengungen müssen hinzukommen, wie zum Beispiel das Freihalten von Frischluftschneisen. Und genau das setzt planerische Weitsicht voraus.

Die Stadt stellte sich dieser Frage und erhob jede Menge Daten zum Stadtklima. Das schuf die Basis für eine kleinräumige Klimatopkarte und veränderte den Blickwinkel auf die Stadtplanung. Denn auf einmal war beispielsweise ablesbar, dass zwischen Grimlinghausen und Norf eine Schneise frei bleiben muss, damit selbst in Zeiten, in denen nur ein laues Lüftchen weht, noch eine kühle Brise die City erreicht. Oder man erkannte, dass am Kreitzer Weg Aufschüttungen notwendig sind, damit das dort geplante Gewerbegebiet nicht bei den immer häufiger auftretenden sintflutartigen Regenfällen geflutet wird.

Aus der Summe solcher Erkenntnisse leitet die Stadt zum Beispiel ab, was als Tabufläche zu gelten hat oder wo tatsächlich gebaut werden kann. Dieses Werkzeug, das der Jury im Bundesumweltministerium jetzt einen ersten Preis wert war, wird auch dann ausgepackt, wenn „nur“ über ein einzelnes Bauvorhaben zu entscheiden ist. Klimaschutz, sagt Breuer, sei allerdings nur einer