Neusser Hauptbahnhof: Barrierefreiheit Fehlanzeige
Die Aufzüge zwischen den Gleisen 1 und 4 funktionieren auch nach einem Jahr noch nicht.
Neuss. Rebecca Kelleter ist mit einer Freundin in der Innenstadt verabredet. Mit Töchterchen Dana im Kinderwagen steigt sie am Gleis 1 am Neusser Hauptbahnhof aus dem Zug und steuert direkt auf den Aufzug zu, doch der ist nicht in Betrieb. „Super!“, entfährt es Kelleter und die junge Mutter ist nicht die einzige, die genervt ist. Denn auch nach einem Jahr sind die beiden neuen Aufzüge zwischen den Gleisen 1 und 4 noch immer nicht in Betrieb.
„Ich habe Knieprothesen“, schimpft eine Rentnerin. „Für mich ist es extrem schmerzvoll, jetzt die Treppe zu benutzen.“ Ein älterer Herr, der gerade den Bahnsteig über die Stufen erklimmt, schnappt nach Luft. „Ich wundere mich über gar nichts mehr bei der Bahn. Mein Zug hat jetzt schon wieder 20 Minuten Verspätung gehabt, da ist es nicht verwunderlich, wenn der Aufzug auch mit einem Jahr Verspätung noch nicht funktioniert.“
Rebecca Kelleter hat mittlerweile einen jungen Mann angesprochen, der ihr hilft, den Kinderwagen die Stufen hinunterzutragen. „Ich bin total auf fremde Hilfe angewiesen, wenn es keinen Aufzug am Bahnsteig gibt“, sagt sie. Doch nicht immer sei gleich jemand zur Stelle, der helfen kann.
Da muss die junge Mutter dann warten. Ähnlich geht es Rollstuhlfahrern oder Senioren mit schweren Einkaufstüten oder einem Rollator. An einem Großstadtbahnhof wie Neuss mit mehreren tausend Reisenden täglich, kein Zustand, der so lange dauern darf, finden die beiden Stadtverordneten Thomas Kaumanns und Andreas Hamacher (CDU). Sie haben sich jetzt in einem Brief an Bahnchef Rüdiger Grube gewandt. „Für uns ist nicht nachvollziehbar, dass sich die Arbeiten so hinziehen“, sagt Kaumanns. „Wenn wir nachfragen, vertröstet man uns immer wieder.“
Im Juni habe der Leiter des regionalen Bahnhofsmanagements noch von technischen Problemen gesprochen, so Kaumanns. Im Juli hatte das Unternehmen zuletzt mitgeteilt, dass nur noch der Tüv die Aufzüge absegnen müsse. „Das kann doch nicht so lange dauern“, wundert sich der Politiker.
Es kann: Auf WZ-Anfrage sagt ein Sprecher der Bahn, dass ein technischer Fehler an der Notrufeinrichtung der Grund sei, warum die Aufzüge nicht fahren dürfen. Der Fehler sei mittlerweile gefunden und beseitigt. Nun müsse der Tüv die Aufzüge abnehmen. „Wir sind zuversichtlich, die Inbetriebnahme in Kürze vornehmen zu können. Sie ist für Mitte der kommenden Woche anvisiert“, so der Sprecher.