Age Explorer: Bezahlen wird zur Herausforderung
Mit einer Simulation erfuhren Mitarbeiter der Stadt Probleme von Senioren oder behinderten Menschen am eigenen Leib.
Neuss. Wie verändert sich im Alter der menschliche Körper oder welchen Schwierigkeiten begegnen Rollstuhlfahrer beim Befahren von nicht-barrierefreien Gebäuden? Durch verschiedene Simulationen und praktische Übungen lernten jetzt 22 Rathausbeschäftigte die Situation von Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen kennen und konnten diese an sich selbst nachvollziehen.
Mit dem „Age Explorer“ vom Meyer-Hentschel-Institut aus Saarbrücken ging es auf Erkundung durch das Rathaus und die Innenstadt. Der von Experten entwickelte Anzug zur Simulation altersbedingter Bewegungs- und Sinneseinschränkungen ermöglichte den Verwaltungsmitarbeitern sich selbst einmal wie eine Seniorin zu fühlen.
Das Fazit: „Ich fand das sehr beängstigend. Es war mir kaum möglich mit den Spezialhandschuhen Geld aus meinem Portemonnaie zu holen. Erschwerend kam hinzu, dass ich durch das Visier des Helms die einzelnen Geldstücke nicht unterscheiden konnte“, sagte Beate Kemper, Lektorin aus der Neusser Stadtbibliothek. „Durch die im Anzug befindlichen Gewichte war ich auch sehr eingeschränkt in meiner Bewegungsfreiheit. Hinsetzen und Aufstehen war für mich ein schwieriger Balanceakt.“
Sehr lehrreich war für viele Teilnehmer der Ausflug mit dem Rollstuhl durch das Rathaus und in die Innenstadt. „Bordsteine und Treppen sind für nichtbehinderte Menschen in der Regel kein Problem. Für Rollstuhlfahrer stellen sie unter Umständen eine Herausforderung dar“, sagte die Neusser Sozialplanerin Andrea Schumacher. Das bekamen ihre Mitarbeiter am eigenen Leib zu spüren.
Bei der Veranstaltung waren zudem Ernst Balsmeier vom Sehbehinderten- und Blindenverein für den Rhein-Kreis Neuss und Jürgen Brackmann vom Deutschen Schwerhörigenbund zugegen. So gab es für die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Menschen, die von einer Sinnesbeeinträchtigung betroffen sind, direkt in Kontakt zu treten und Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Die Veränderungen aufgrund des demographischen Wandels sind für die Stadt Neuss in verschiedenster Hinsicht von Bedeutung. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie sich als Dienstleister für ihre Bürger auf die strukturellen Veränderungen der Gesellschaft einstellt. Projektleiter Harald Jansen: „Wir möchten mit dieser Maßnahme die Kollegen für die Schwierigkeiten von Älteren und beeinträchtigten Menschen sensibilisieren, um den entsprechenden Umgang noch weiter zu optimieren.“ Nicht zuletzt wegen der positiven Rückmeldungen seitens der Teilnehmer wird für das kommende Jahr ein weiterer Workshop geplant. Red