Notfallpatient kritisiert Kreiskrankenhaus

Dieter Schilawa fühlte sich mangelhaft betreut. Schließlich wurde er nach Neuss gebracht.

Foto: Tinter

Dormagen. Die Anzeichen waren besorgniserregend. „Ich hatte das Gefühl, dass mir die Kräfte schwanden und dass ich gleich ohnmächtig werde“, erzählt Dieter Schilawa von seinem Erlebnis am 23. Januar. Hinzu seien Wortfindungsstörungen und ein deutlich erhöhter Blutdruck gekommen. Weil er einen sich anbahnenden Schlaganfall befürchtete, ließ sich der Hackenbroicher von seiner Frau ins Kreiskrankenhaus bringen. Dort aber habe sich rund eine Stunde lang kein Arzt um ihn gekümmert, so sein Vorwurf. „Es war kurz nach 17 Uhr und ich wollte eigentlich in die Notfallpraxis“, so der 70-Jährige. Zwei Mitarbeiterinnen an einem Empfangstresen hätten ihn darauf hingewiesen, dass die vom Praxisnetzwerk Dormagener Ärzte betriebene Einrichtung erst ab 18 Uhr besetzt sei. Daraufhin habe er nach einem Arzt aus dem Krankenhaus gefragt und zur Antwort bekommen, dass dort niemand Zeit habe.

Stattdessen habe man ihn gebeten, in einem Wartebereich um die Ecke Platz zu nehmen. Seinen Einwand, was denn wäre, wenn er ohnmächtig würde, hätten die Damen mit dem Hinweis beschieden, er solle sich keine Sorgen machen, seine Frau sei ja bei ihm. Behandelt worden sei er schließlich in der Notfallpraxis — um 18.15 Uhr statt um 18 Uhr, obwohl er der einzige Patient gewesen sei. Danach ging alles deutlich schneller, aber anders, als Schilawa es erwartet hatte. Denn er wurde nicht im Kreiskrankenhaus Dormagen behandelt, sondern unter Blaulicht per Rettungswagen nach Neuss gebracht, ins Etienne-Krankenhaus.

Schilawa ist inzwischen wieder auf dem Damm, doch den Umgang mit ihm in einer zumindest von ihm so empfundenen Notsituation („Ich hatte Todesangst“) hält er für befremdlich. Dabei sollten die Abläufe doch unkompliziert sein, nachdem die Notfallpraxis im April 2016 ins Kreiskrankenhaus gezogen war. Am Empfang im Eingangsbereich soll sofort entschieden werden, welche Hilfe der Patient benötigt und wohin er weitergeleitet werde, in die Notfallpraxis oder in die Ambulanz des Krankenhauses.

Krankenhaussprecherin Susanne Niemöhlmann forschte auf Anfrage nach und fand heraus, dass Schilawa nicht als Patient im Krankenhaus registriert worden sei. Folglich hätten die Mitarbeiterinnen ihn am Empfang nicht als Akutfall eingestuft und das Warten auf die Ärzte aus der Notfallpraxis des Praxisnetzwerks Dormagener Ärzte für verantwortbar gehalten.

Das vermutet auch Dr. Norbert Sijben, der Sprecher des Praxisnetzwerks Dormagen. „Die Damen am Empfang sind geschult, damit sie einschätzen können, wie dringlich eine Behandlung ist“, sagt er. Und die Verlegung Schilawas ins Etienne-Krankenhaus nach Neuss durch seine Kollegen aus dem Netzwerk sei für ihn durchaus nachvollziehbar. „Das Etienne ist eine Schwerpunktklinik für Durchblutungsstörungen im Gehirn und damit eine optimale Anlaufstelle für die Behandlung von Patienten mit den Symptomen von Herrn Schilawa.“