Nutrias-Jagd sorgt für Kritik
Nach Schäden an Gehölzen macht die Stadt Jagd auf Sumpfbiber. Die Aktion sorgt für Diskussionen bei Facebook.
Neuss. Die Stadtverwaltung hat in der jüngsten Vergangenheit mehrfach gemeldet, wenn irgendwo im Stadtgebiet ein Baum gefällt werden musste. Dass es den Sumpfbibern (Nutrias) im Rosen- und Stadtgarten an den Kragen gegangen ist, wurde nicht verbreitet. „Wir hängen das Thema nicht an die große Glocke“, heißt es aus dem Rathaus. „Wenn das erst einmal in den sozialen Netzwerken ist...“. Genau da aber sind die Nager Thema, seit vor einigen Tagen das Bild von einer Blutlache am Stadtgartenweiher auf der Internet-Plattform Facebook veröffentlicht wurde. „Einfach abscheulich“, steht darunter.
Tatsächlich wurde in der Vorwoche Jagd auf die Nutrias gemacht. Dabei konnten zehn Tiere erlegt werden. Aus Sicht der Stadt ist das eine gute Fangquote, zumal auch eine Ratte geschossen werden konnte. Am vergangenen Sonntag wiederum wurde den Wildkaninchen in öffentlichen Grünanlagen nachgestellt. Dabei setzte der Jäger Frettchen ein, die die Kaninchen aus ihrem Bau und in Netze trieben, mit denen die Ausgänge verschlossen worden waren. 22 Kaninchen wurden so gefangen. Diesem Wild darf bis zum 28. Februar nachgestellt werden, danach ist nur noch die Jagd auf Jungtiere statthaft.
„Die Zahlen von Nutrias, Enten und Kaninchen sind an der Grenze des Verkraftbaren“, sagt Stadtsprecher Peter Fischer. Vor allem die bis zu acht Kilo schweren Nutrias würden erhebliche Schäden anrichten. Sie unterhöhlen die Ufer der Gewässer, graben tiefe Wohnhöhlen in die Böschungen, fressen die Rinde von Gehölzen ab und nagen mit ihren scharfen Zähnen auch Wurzeln an. „Als erkannt wurde, dass auch die Wurzeln der großen Buche vor dem Windmühlenturm so angegriffen wurden, musste gehandelt werden“, sagt Fischer.
Das Amt für Umwelt und Stadtgrün wandte sich an den neuen Jagdpächter in dem Revier. Jäger sind durch ministeriellen Erlass dazu aufgerufen, diese Tiere zu bekämpfen, erklärt Hans-Joachim Klein, als Leiter des Kreisordnungsamtes, das auch Untere Jagdbehörde ist. Denn Nutrias werden laut Bundesjagdgesetz nicht zum jagdbaren Wild gezählt, sondern qua Landesverordnung als Schädlinge eingestuft. Daher gebe es für sie auch keine Schonzeit.
Und weil Sumpfbiber außerhalb des Jagdrechtes stehen, besteht für den Jäger kein Zwang zur Verwertung der erlegten Beute, wie ihn das Tierschutzgesetz ansonsten für Wirbeltiere vorschreibt. Zudem ist auch innerhalb von Parks, die ansonsten von Jägern als befriedeter Bereich zu respektieren sind, die Jagd auf diese Tiere mit Schusswaffen erlaubt, sagt Klein. Wenn diese Jagd sachgemäß und kundig erfolgt. Vor allem erfolgt sie an Wochenenden oder sehr früh am Tag, sagt Fischer. Also dann, wenn noch nicht viele Menschen auf den Beinen sind. Falls nötig, würden Absperrungen gemacht.
Ursprünglich in Südamer ika heimisch, wurden die Nutrias wegen ihres dichten Pelzes in Deutschland eingeführt und gezüchtet. Die Nutrias heute sind Nachfahren von Tieren, die aus solchen Pelztierfarmen ausgebrochen sind. Natürliche Feinde haben die Tiere, die sich überwiegend vegetarisch ernähren, nicht. Andererseits aber pflanzt sich die Art ganzjährige fort — mit vier bis sieben Jungtieren pro Wurf. Aus diesem Grund müssten sie regelmäßig bejagt werden, sagt Fischer. Das, ergänzt Klein, schützt auch die heimischen Tierarten.
Zu ihrer rasanten Verbreitung trägt bei, dass das Fütterungsverbot im Stadtgarten von vielen Spaziergängern ignoriert wird. „Was kann man den Süßen denn Gutes tun“, fragt eine Frau im Facebook-Chat. Füttern auf jeden Fall nicht, sagt Fischer.