Orkener feiern im Niesel und Tulpenregen
Beim bunten Zug erprobten Dominosteine, Frösche und Riesen-Smileys ihre Wetterfestigkeit.
Orken. Als Dominosteine verkleidete Spanier mit einem italienischen Gefährt auf drei Rädern bei kölscher Musik mitten in einem Karnevalsumzug: So etwas Jeckes gibt es wahrscheinlich nur beim Karnevalsumzug in Orken. „Unsere Gruppe wird von Jahr zu Jahr immer größer“, erzählte Emilio Clemente kurz vor Start am Samstagnachmittag. Er zählt zu den Grevenbroichern mit spanischen Wurzeln, die sich mit ihrem Gruppennamen „De Schpanökkel“ selbst auf die Schippe nehmen und den Umzug durch den Stadtteil Orken kräftig aufmischten. Den Narren ist es gelungen: Ihre gute Stimmung übertrug sich bereits an der Richard-Wagner-Straße auf das wartende Publikum am Straßenrand.
Viele schauten dem karnevalistschen Treiben zu, feierten mit, sammelten eifrig Kamellen und trotzten damit Nieselregen und eisigen Temperaturen. Tatsächlich dürfte der Zug nach Hemmerden und Gustorf der drittgrößte im Stadtgebiet sein. „Diesmal ziehen bei uns sieben Großwagen mit. Insgesamt haben wir 28 Gruppen gezählt“, verkündete Dirk Ueberschär, der als „Bauer“ dem Orkener Dreigestirn angehört. Schätzungen zufolge sollen an dem Zug durch Orken mehr als 500 Karnevalisten teilgenommen haben. Eine Besonderheit: Mit dabei war mit den „Dörprittern“ auch eine Delegation aus Gustorf, die kräftig mitfeierte und ihren Großwagen mit Ritterburg-Aufbau durch die feiernde Menge steuern ließ.
Weil Auflagen den Narren den Wagenbau erschweren, hatte eine Gruppe kurzerhand auf einen Lastwagen zurückgegriffen: Unter dem Motto „Wir sprechen Slang, hier kommt die Emoji-Gang“ brachten zahlreiche als Riesen-Smileys verkleidete Partyfreunde, beschallt vom Sound aus großen Musikboxen, die Ladefläche ihres Lasters ordentlich zum Schaukeln.
Vom Großwagen der Orkener Karnevalsgesellschaft „Grielächer“ aus regnete es neben Süßigkeiten derweil auch Tulpen, was vielen Karnevalsfreunden ebenso ein Lächeln auf die Lippen zauberte wie der Anblick der Grundschüler aus Noithausen, die in ihrer Karnevals-AG seit Oktober an Popcorn-Kostümen gearbeitet hatten. Überhaupt drehte sich bei den Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren alles ums Popcorn — mehr als einen Kubikmeter des Snacks verteilten sie an die Orkener Jecken. „Wir sind zum siebten Mal dabei“, sagte Helga Delvos, die mit den Kindern in der eigens für die Fünfte Jahreszeit eingerichteten Schul-AG bastelt. „Für unsere Popcorn-Verkleidungen haben wir eine Art Bauschaum verwendet“, erklärte sie die Kostüme, die — genau wie das Wurfmaterial — durch Spenden aus der Elternschaft und des Schul-Fördervereins finanziert worden waren.
Gute Stimmung herrschte natürlich auch auf dem Wagen des Dreigestirns, das unter dem Motto „Lustig, fröhlich und Radau — Orken ruft ,Helau’!“ durch die Straßen zog. Im Mittelpunkt standen „Bauer“ Dirk Ueberschär, „Prinz“ Sven Bronneberg und „Jungfrau“ Theo Meger alias „Theodore“. Sie freuten sich darüber, dass sich die Karnevalisten für den Umzug immer neue Kostüm- und Wagenbauvarianten sowie Mottos einfallen lassen.