Pendeln zwischen Glehn und Neuss Voraussetzungen für das erste Elektro-Auto

Rhein-Kreis. · Wer vorhat, sich ein Auto mit Elektro-Antrieb anzuschaffen, der muss um Vorfeld einiges beachten. Doch die Mühe wird mit einem besonderen Fahrgefühl und geringeren Unterhaltskosten belohnt.

Redakteur David Beineke lädt den Renaul Zoe in der heimischen Garage mit bis zu 22kW/h.

Foto: Tim Beineke

Neben dem Wunsch, etwas für die Umwelt zu tun, war die erhöhte Prämie auch für uns der entscheidende Anstoß, ein Elektro-Auto anzuschaffen.

Die Ausgangslage

Da der bisherige Benziner meiner Frau schon 13 Jahre auf dem Buckel hatte, war der Zeitpunkt ideal, ihn durch ein E-Auto zu ersetzen.Nachdem wir uns erste Informationen eingeholt hatten, war klar, dass es bei der Nutzung eines E-Autos am besten ist, wenn zu Hause eine Lademöglichkeit zur Verfügung steht. Das Problem: Die Garage unseres Reihenhauses liegt etwa 30 Meter Luftlinie entfernt und verfügte über keinen Stromanschluss.

Bereit zum Laden: Der Zoe von Redakteur David Beineke vor der Ladesäule der Stadtwerke Neuss ganz in der Nähe des Pressehauses.

Foto: David Beineke

Die ersten Schritte

Um Strom in die Garage zu bekommen, wandte ich mich im Herbst 2019 an unseren lokalen Energieversorger, die NEW. Nach einigen Telefonaten und Recherchen auf der Internetseite erfuhr ich, dass ich für unsere Garage einen gesonderten Hausanschluss bei der für das Korschenbroicher Stromnetzt zuständigen NEW Netz beantragen muss, so als würden wir ein neues Haus bauen. Das Schöne dabei: Um die E-Mobilität zu fördern, legt die NEW Netz für Lade-Anschlüsse vorgesehene Leitungen noch bis Ende 2020 kostenlos (Pauschalpreis ansonsten 486 Euro). Wichtig: Dabei wird dem Netzbetreiber das Recht eingeräumt, den Anschluss zu steuern, heißt bei Überlastung zu drosseln oder ganz abzuschalten. Wir entschlossen uns, einen Starkstromanschluss mit 22 kW maximaler Leistung installieren zu lassen – das Maximum für zu Hause.

Die Arbeiten

Bevor der Netzbetreiber mit den Erdarbeiten loslegen konnte, musste ich mir von allen Nachbarn, die auch eine Garage auf dem Garagenhof besitzen, eine notariell beglaubigte Einverständniserklärung einholen, dass dort dauerhaft ein Kabel verlegt werden darf. Die Notarkosten übernahm übrigens NEW Netz, organisatorisch war das aber ein großer Aufwand. Die Arbeiten waren ziemlich aufwendig, dazu musste übrigens der Garagenboden durchbohrt und eine sogenannte Einsparten-Hauseinführung eingebaut werden, was für uns mit gut 400 Euro zu Buche schlug. Anschließend haben wir uns ein Angebot vom Elektriker für die gesamte Installation eingeholt (Zählerkasten, Wallbox, Verkabelung). Dabei kamen gut 3000 Euro zusammen.

Die Förderungen

Der Rechnung vom Elektriker konnten wir relativ gelassen entgegensehen, weil das Land NRW seine Förderung zum Ausbau der Landeinfrastruktur im Sommer erhöht hatte. Es übernimmt bis zum 30. November 2020 für Privatleute 60 Prozent (danach 50 Prozent) der Gesamtsumme, maximal 2000 Euro (danach 1000 Euro). Für uns bedeutet das eine Erstattung von rund 1800 Euro. Beim Rund-um-Sorglospaket der Stadtwerke legt der Energieversorger übrigens noch mal 100 Euro drauf. Seit November gibt es auch eine Förderung des Bundes von privaten Ladestationen über die kfw-Bank in Höhe von pauschal 900 Euro. Wichtig: Die beiden Förderprogamme sind nicht miteinander kombinierbar. Zudem muss die Wallbox in beiden Fällen mit 100 Prozent Ökostrom versorgt werden und der Antrag mit Hilfe eines Kostenvoranschlags vor der Ausführung der Arbeiten gestellt werden. Für uns galt noch, dass der Staat für einen vollelektrischem Antrieb bis zu einem Listenpreis von 40 000 Euro bis Ende 2021 6000 Euro dazugibt, mit Händleranteil lassen sich so mindestens 9000 Euro sparen. Inzwischen wurde die Förderung der E-Mobilität sogar bis 2025 verlängert.

Die Wahl des Autos

Wir entschieden uns für den neuen Renault Zoe, der alles bietet, was wir benötigen. Die maximale Reichweite von 395 Kilometern reicht sogar locker, um unsere Familien in Kevelaer und Bonn zu besuchen.

E-Auto im Alltag: positiv

Wir wollen unser E-Auto nicht mehr missen. Die zügige Beschleunigung, das ruhige Fahren und die stufenlose Automatik sorgen für viel Fahrspaß. Spaß macht auch das gute Gefühl, die Mobilitätswende zu unterstützen und der günstigere Unterhalt. Langfristig, weil zehn Jahre keine Kfz-Steuern anfallen und weil es bei einem E-Motor viel weniger Verschleißteile und keine Betriebsflüssigkeiten (z.B. Motoröl) gibt. Durch die Rekuperation (Energie-Rückgewinnung) werden auch die Bremsen geschont. Kurzfristig, weil wir mit dem Autostromtarif der NEW (18,37 Cent pro kW/h, wir verbrauchen mit dem Zoe rund 15 kW/h auf 100 km) viel günstiger fahren als mit dem alten Benzin-Verbrenner (7,6 Liter auf 100 km).

E-Auto im Alltag: negativ

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es richtig teuer werden kann, wenn E-Autos an öffentlichen Ladesäulen mit Strom versorgt werden, was es auch für Mieter ohne eigene Lademöglichkeit unattraktiv machen kann, ein E-Auto anzuschaffen. Zudem gibt es innerstädtisch nur selten Schnelllademöglichkeiten, so dass es meist mehrere Stunden dauert, bis der Akku voll ist. Die Stadtwerke Neuss bieten allerdings an ihren und Partnersäulen (sogenanntes Roaming) aktuell ein sehr attraktives Flatrate-Modell. Registrierte Kunden mit Ladekarte zahlen zum Beispiel 17,50 Euro im Monat und können so viel Strom abzapfen, wie sie wollen. Zu berücksichtigen beim elektrischen Fahren ist auch, dass die Reichweitenangabe stark vom Fahrverhalten und von der Witterung abhängen.