Politiker zweifeln an Zusagen der Bahn
Die Installation „Lichterbrücken, Tor zur Nordstadt“ könnte montiert werden, doch die Bahn will erst die Brücke reinigen und mit Paste gegen Tauben versehen. Die Stadt will warten.
Nordstadt. Wer sich heute noch lebendig an die Lichtinstallation „Lichterbrücken, Tor zur Nordstadt“ erinnern kann, muss im vorigen Jahrhundert geboren sein. Denn die 2005 installierten Lichtbänder in der Eisenbahnunterführung an der Further Straße sind schon seit gefühlten Ewigkeiten kaputt. Eine Reparatur war schon 2015 und dann noch einmal für dieses Jahr versprochen worden, nun soll es 2017 etwas damit werden. Soll.
Joachim Goerdt, der Vorsitzende des Initiativkreises Nordstadt, kann das fast nicht mehr glauben. Er plädiert dafür, das Lichtspektakel schon jetzt zu montieren — und hat dafür auch einen Grund: die Deutsche Bahn AG. „Nach all den Erfahrungen, die wir als Stadt mit der Bahn gemacht haben“, sagt der CDU-Stadtverordnete zum Beispiel mit Blick auf das Tauziehen um die neue Eingangstür, glaubt er nicht daran, dass die Bahn diesmal ihre Zusage hält.
Die hört sich so an: Im Laufe des Jahres 2017 wird die Bahn als Eigentümerin die Brücke einer Grundreinigung unterziehen. Anschließend, so berichtete die Verwaltung den Mitgliedern des Bauausschusses, soll eine Schutzpaste aufgebracht werden, die die Tauben vergraulen und von dieser Eisenkonstruktion fernhalten soll. Diese Arbeiten will das Tiefbaumanagement der Stadt abwarten, bevor die einzelnen Lichtkästen wieder angeschraubt werden. Dabei sind die Voraussetzungen ansonsten schon geschaffen worden: Das Geld ist da, die Kästen auch — aber seit längerem eingelagert. Dass sich die Montage nun erneut verzögert, schmeckt auch Monika-Mertens Marl von der CDU-Nordstadtkonferenz nicht. Dafür nimmt sie die Nachricht, dass die Bahn etwas gegen die Tauben unternehmen will, erfreut zur Kenntnis. „Darüber beschweren sich die Bürger immer wieder“, sagt sie.
Zu den — angekündigten — Bemühungen der Bahn kommen eigene Anstrengungen der Stadt. Nachdem mehrfach auch in dem Beirat, der die Fondsgelder für das so genannte Innenstadtstärkungsprogramm verwaltet, die Zustände insbesondere in der Bahnhofsunterführung kritisiert worden waren, gab dieser jetzt 17 600 Euro für den Bau von drei Taubenhäusern frei. Das sei gerechtfertigt, hieß es, schließlich sei der Hauptbahnhof ein wichtiger Eingang zur Stadt und eine Visitenkarte der Kommune. Die laufenden Kosten in Höhe von etwa 19 000 Euro jährlich aber müsste die Stadtkasse übernehmen.
In den Taubenhäusern sollen die Tauben „ansässig“ gemacht werden. Damit bekommen sie ein bequemes „Wohnangebot“ und müssen sich keine Nistplätze, etwa in den Eisenstreben der Eisenbahnbrücke, suchen. Andererseits können in diesen kontrolliert zugänglichen Häusern die Eier aus den Gelegen genommen werden, so dass eine wirkungsvolle „Geburtenkontrolle“ erreicht werden könnte.
Susanne Wiertz-Kirchberg vom Amt für Umwelt und Stadtgrün hält drei Standorte für geeignet: Im Umfeld des Rathauses, im Hafen (wo eine geschützte Fläche gefunden werden müsste) und im Bereich des Hauptbahnhofs. Dort bestünde die Möglichkeit, das Taubenhaus in einem Dachstuhl einzurichten.