Radstar stirbt nach Insektenstich

Eine Schocknachrichtleitet die 17. Tour de Neuss ein: Der Sportliche Leiter,Andreas Kappes, ist in der Nacht zu Dienstag gestorben. Das Rennen soll ihm zu Ehren trotzdem stattfinden.

Neuss. Der Anruf erreichte Stephan Hilgers am Dienstagmorgen um 6 Uhr in der Früh. Danach war rund um die Tour de Neuss nichts mehr so wie geplant. Denn die 17. Auflage des Radrennens muss am Mittwochabend ohne ihren langjährigen Sportlichen Leiter auskommen: Andreas Kappes, zu seinen aktiven Radsportzeiten einer der besten deutschen Sechstage-Profis, ist in der Nacht zu Dienstag im Alter von nur 52 Jahren verstorben. Wohl an Herzversagen als Folge einer allergischen Reaktion auf einen Insektenstich.

Andreas Beikirch, ehemaliger Radsportkollege

Foto: woi

„Wir sind alle traurig und schockiert,“ sagt Hilgers, der den Ex-Profi seit vergangenem Herbst als Fahrer in seinem Gartenbau-Unternehmen beschäftigte. Er hatte am Montagabend noch mit Kappes und seinen Kollegen aus dem Vorstand des Neusser Radfahrervereins (NRV) zusammengesessen, um letzte Details in Sachen Tour de Neuss zu klären. Kappes wohnte in Köln, war seit dem Frühjahr in zweiter Ehe verheiratet. Der 52-Jährige hinterlässt zwei Kinder aus erster Ehe, seine Tochter hatte ihn in den vergangenen Jahren bei der Organisation der Tour de Neuss unterstützt.

Die soll am heutigen Mittwoch ohne Kappes über die Bühne gehen. „Wir haben uns kurz beraten und dann entschieden, das Rennen nicht abzusagen“, erklärt Hilgers. Er ist überzeugt: „Das wäre ganz im Sinne von Andy gewesen.“

Dem pflichtet Andreas Beikirch bei. Der 48-Jährige, beim VfR Büttgen radsportlich aufgewachsen und dort immer noch als Sportlicher Leiter beim „Spurt in den Mai“ aktiv, kennt Kappes aus ungezählten gemeinsamen Starts bei Sechstage-Rennen. „Unfassbar“, sagt Beikirch über den Tod seines Kollegen, mit dem er 2003 Europameister im Zweier-Mannschaftsfahren war. Dass Kappes allergisch auf Insektenstiche reagierte, war ihm bekannt. Beikirch erinnert sich an eine Trainingsausfahrt mit einem solchen Vorfall: „Andy hat sofort allergisch reagiert, allerdings nur mit gereizter Haut, nicht mit Atemnot.“ Zum Glück habe ein in der Nähe wohnender Trainingspartner ein Notfallset zu Hause gehabt.

Dass die Tour de Neuss wie geplant ablaufen soll, findet Beikirch „gut und richtig. Ich denke, die Fahrer werden Andy so eher ihren Respekt zollen können, als wenn sie zu Hause bleiben müssten.“ Vor dem Start des Eliterennens soll es eine Schweigeminute geben, wenn möglich, sollen die 50 Fahrer mit Trauerflor auf die Strecke gehen.

„Keine einfache Situation, wir müssen die richtige Balance zwischen Unterhaltung, Respekt und Trauer finden“, sagt Christian Stoll, der seit 2013 die Tour de Neuss moderiert. Auch er kennt Kappes seit Jahren. Schließlich ist der 58-Jährige Sprecher des Bremer Sechstagerennens, bei dem Kappes sechs seiner 24 Siege auf dem Holzoval feierte. Trotz seiner Erfolge — Europameister und dreimaliger WM-Dritter im Zweier-Mannschaftsfahren, WM-Zweiter im Punktefahren, zwei Etappensiege beim Giro d’Italia — ist Kappes nie der strahlende Radsportheld wie andere seiner Generation gewesen. Christian Stoll: „Sein Tod passt irgendwie ins Bild, schmerzt aber um so mehr.“