TC Neuss kommt dem Klassenerhalt näher

Der Tennis-Bundesligist gewann nach der Partie in Aachen auch das Spiel in Gladbach.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Unverhofft kommt oft, selbst für so einen erfahrenen Tennis-Haudegen wie Marius Zay. „Drück’ die Daumen, dass wir wenigstens ein Doppel gewinnen“, sagte der Teamchef des TC Blau-Weiss Neuss, nachdem Attila Balasz und Botic Van De Zandschulp mit ihren beiden Siegen über Guillermo Garcia Lopez und Matteo Donati für einen 2:2-Zwischenstand im Gastspiel des Bundesliga-Aufsteigers beim Gladbacher HTC gesorgt hatten. 90 Minuten später fand der 35-Jährige überhaupt keine Worte mehr. Uladzimir Ignatik und Zdenek Kolar, beide in ihren Einzeln unterlegen, hatten gerade ihr Doppel gegen Jiri Vesely und Tim Sandkaulen gedreht: Vor 923 Zuschauern gewannen sie 2:6, 6:3, 10:8 und sorgten so für die große Überraschung des sechsten Spieltags. Denn sie bescherten den Neussern den zweiten Sieg in Folge nach dem 5:1 in Aachen am Freitag. Zuvor hatten auch Balasz/Van De Zandschulp ihr Doppel gewonnen, so dass es am Ende 4:2 für Neuss hieß.

Der Erfolg bedeutet zwar noch nicht den Klassenerhalt, belässt dem Immer-Noch-Rekordmeister aber die große Chance, nicht auf direktem Wege wieder ins Unterhaus zu müssen. Vier Punkte hat Neuss nun, jeweils zwei mehr als Aachen und Reutlingen. Ein weiterer Sieg am Sonntag, wenn sich Mitaufsteiger TV Reutlingen ab 11 Uhr an der Jahnstraße vorstellt, wäre schon mehr als die halbe Miete.

„Das war sensationell“, befand Marius Zay über die Vorstellung seiner Spieler in Gladbach. Er hatte das Team, das am Freitag die ersten Punkte eingefahren hatte, unverändert gelassen. „Das hatten sich die Jungs einfach verdient“, meinte der Teamchef und sah sich vor allem durch das Auftreten von Van De Zandschulp und Balasz darin bestätigt, die richtige Taktik gewählt zu haben. Van de Zandschulp bezwang Donati 6:4, 6:1. „Er wurde hinten raus immer stärker, so habe ich ihn noch nie spielen gesehen“, lobte Zay den Niederländer.

Balasz entpuppt sich indes als „Mister zuverlässig“ auf Neusser Seite. Am Sonntag setzte sich der Ungar gegen Garcia Lopez 6:3, 6:7, 10:7 durch und besiegte dabei einen Kontrahenten, der genau 100 Plätze vor ihm in der Weltrangliste steht (167/67). „Das war ein unglaublicher Fight. Er hatte einen sehr guten Start — dass er dieses Niveau gegen einen Klassemann wie Garcia Lopez nicht durchgängig spielen kann, war zu erwarten“, sagte Zay. Doch im Champions-Tiebreak steigerte sich der 29-Jährige noch einmal, „da haben beide Tennis vom Feinsten gespielt“.

Zay musste allerdings auch mitansehen, wie Ignatik (2:6, 3:6 gegen Vesely) und Kolar (2:6, 2:6 gegen Daniel Gimeno-Traver) chancenlos waren. Um so erstaunlicher, dass die beiden im Doppel den siegbringenden Punkt einfuhren, nachdem Balasz/Van De Zandschulp mit einem glatten 6:2, 6:2 über Garcia Lopez/Gimeno-Traver die Vorlage gegeben hatten. Und die Gladbacher so ins tiefe Tal der Tränen stürzten. „Unser Ziel, noch einmal oben anzugreifen, ist jetzt passé“, sagte Teamchef Hendrik Schmidt nach der ersten Saisonniederlage des Deutschen Meisters von 2016, der jetzt nur noch zwei Punkte vor dem TC Blau-Weiss Neuss in der Tabelle rangiert.