Ratsmehrheit lehnt das Flüssiggas-Tanklager ab

CDU und Grüne sprechen sich gegen mögliches Tanklager im Neusser Hafen aus.

Foto: © Westfalen AG, Münster

Neuss. Seit Monaten wird die Ansiedlung eines Flüssiggas-Tanklagers der Westfalen AG auf der Hafenmole II diskutiert, jetzt legt sich die Ratsmehrheit von CDU und Grünen fest. Sie lehnt das Vorhaben ab — und Constanze Kriete fehlen die Worte. „Unverschämtheit“, sagt die SPD-Stadtverordnete, die im Aufsichtsrat der Häfen sitzt. Denn die Koalition würge das Projekt ab, bevor alle Fakten auf dem Tisch sind. „Jetzt freuen sich die anderen Häfen“, sagt sie.

Hafendirektor Ulrich Gross hätte das Tanklager gerne auf der Industriebrache von ehemals Ideal Standard gesehen. Denn Flüssigerdgas (LNG), so ein Argument in diesem Poker, ist in der Binnenschifffahrt der Treibstoff der Zukunft. Vorerst sollten in Neuss zwar nur Butan- und Propangas gelagert werden, doch war eine Ausbauoption für dieses Flüssigerdgas verhandelt.

Der Neusser Hafen wäre damit auf Sicht „Tankstelle Nummer eins“ am Niederrhein geworden und eine „Cashbox“, wie Gross meint. Aber auch bis dahin wäre das Tanklager des in Münster ansässigen Energieversorgers mit etwa 150 000 Tonnen Jahresumschlag für die Neuss-Düsseldorfer Häfen eine echte Hausnummer. Gross warb in Einzelgesprächen in allen Fraktionen für das Projekt und wurde von der am Dienstag zwischen CDU und Grünen abgestimmten Marschrichtung überrascht. „Das trifft mich“, gab er zu.

Der Aufsichtsrat der Häfen hatte dem Projekt schon zugestimmt. Von dieser Seite war der Weg für die Millioneninvestition frei. Und für sie wollten die Häfen die 50 000 Quadratmeter große Fläche zwischen den Hafenbecken II und III der Westfalen AG mit einem Erbpachtvertrag sogar für 70 Jahre zur Nutzung überlassen.

Der Hauptausschuss als Gesellschafterversammlung vertagte das Thema allerdings in erster Lesung. Morgen nun kommt dieses Gremium erneut in nicht-öffentlicher Sitzung zusammen. Das Ergebnis in dieser Sache steht aber schon fest: „Das Ding ist erledigt“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Michael Klinkicht.

Seine Fraktion hatte das Projekt zunächst wohlwollend diskutiert. Bei Abwägung aller Fakten aber sei man zu der Ansicht gekommen, sich keinen Betrieb in den Hafen zu holen, der nach der so genannten Seveso-Richtlinie des Bundes als Störfallbetrieb gilt. Von dem gehe vielleicht keine Gefahr für die Stadt aus, glaubt auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann: „Solche Anlagen müssen heute sehr hohe Sicherheitsauflagen erfüllen“, sagt sie. Aber allein die Gegenwart des Tanklagers mit den einzuhaltenden Abstandszonen „schränkt uns in den Planungs- und Ansiedlungsmöglichkeiten ein.“

Konkret: Die Erweiterung von Pierburg auf dem Hafenbecken I wäre neu zu bewerten. Auf dieser Linie argumentiert auch Planungsdezernent Christoph Hölters. Er hält das Gaslager für genehmigungsfähig, fordert aber auch im Sinne der Stadtplanung weiter zu denken.