Rennbahnpark - so weit weg
Das zweite Jahr der Freizeitstätte beginnt — doch kaum ein Neusser geht hin.
Neuss. Vor knapp einem Jahr bekamen die Neusser einen neuen Park — samt neuem Rennbahn-Gebäude. 7 Millionen Euro hat sich die Stadt das kosten lassen. Das Innere der Rennbahn steht seitdem allen zur Verfügung, die spazieren oder joggen wollen, auf dem Bolzplatz kicken, Volleyball spielen und grillen oder den neuen Trendsport Discgolf erproben möchten. Das gilt ab 11 Uhr, vorher gehört die Bahn den Galoppern. Doch die Neusser tun sich schwer mit ihrem neuen Domizil, das so nah an der Innenstadt liegt und doch durch den Wendersplatz wie mit einer Barriere vom Zentrum getrennt zu sein scheint. Wie sehen das an einem wunderbaren Frühlingstag die Neusser auf dem Markt?
„Ich bin da nur einmal mit dem Rad durchgefahren“, sagt Alfred Hoffmann (57). Schon da sei er irritiert gewesen, wo sich die Zugänge befinden. Damit spricht er ein elementares Problem der Anlage an: Wer auf die Spazierwege gelangen will, muss erst die Sandbahn überqueren. Das geht jedoch nur an entsprechenden Überwegen. Diese sind jedoch manchmal auch noch nach 11 Uhr geschlossen. Gestern wurde bei bestem Wetter erst um 12 Uhr geöffnet. Auf Alfred Hoffmann jedenfalls wirkt dieser Park nicht-öffentlich.
Volker Munderloh (51) wundert sich wie viele andere, die auf den Park angesprochen werden: „Was? Davon habe ich noch nie gehört.“ Er vermutet, dass die Grünanlage einfach zu abgelegen ist, und schlägt vor: „Wenn man da vielleicht noch ein Café einrichten würde, wäre das doch ein Anreiz.“ Doch in Sachen Gastronomie hat die Rennbahn wohl erst ab Mai wieder etwas zu bieten.
Für Edeltraud Kaledat (62) ist das neue Angebot, das sie noch nie genutzt hat, einfach zu weit weg. Sie sagt: „Wenn das Wetter schön ist, gehe ich lieber in die Innenstadt.“ Damit bestätigt sie die Vermutung von Klaus Adam (61). Der Neusser glaubt, dass der Rennbahnpark niemals zum Spazierengehen angenommen wird, da er zu weit außerhalb liege, eben abseits der „belebten Achse“. Er sagt: „Planungstechnisch ist das für mich ein Flop.“
Gegen das distanzierte Verhalten der Neusser setzt Peter Rebig, Chef von Neuss Marketing, auf dauerhaftes „Werben um jeden Einzelnen“. Aufgabe sei es, die Schwelle Wendersplatz zu überwinden. Er hofft, dass gerade jetzt, wenn die Abende wieder länger werden, Feierabendsportler die Anlage für sich entdecken, hat aber auch Sportvereine angesprochen, Aktivitäten auf den Rennbahnpark zu verlegen. In der Tourist Info soll künftig auch für Disc Golf geworben werden. „Es muss sich eben rumsprechen“, sagt Rebig.