Stuntkind lebt und trainiert in Neuss
Louis (6) ist wohl das jüngste Stuntkind Europas. Er lebt und trainiert in Neuss.
Neuss. Der kleine Louis ist Feuer und Flamme. Für was? Die Frage stellt sich nicht. Er selbst ist Feuer und Flamme. Der Sechsjährige brennt — zumindest sein Arm. Grund zur Beunruhigung besteht allerdings nicht. Selbst seine Mutter schaut dem Treiben in der Lagerhalle an der Schulstraße gelassen zu. Manfred Kaufmann hat den Arm des kleinen Neussers mehrfach in feuerresistenten Molton-Stoff gehüllt und ihm Schutzanzug und Sturmhaube angezogen. Seit 1999 ist Kaufmann Inhaber und Leiter von „Movie-Kids“, einer Stunt- und Schauspielschule für Kinder und Jugendliche.
Der ausgebildete Stuntman hat schon zahlreiche Kinder auf Fernsehauftritte vorbereitet. Louis, so sagt Kaufmann, sei europaweit das jüngste Stunt-Kind mit TV-Auftritten.
„Für Sat.1 hat er zum Beispiel eine Szene nachgestellt, in der es um Gewalt gegen Kinder geht“, erzählt seine Mutter Silvia Blume-Bernhardt. Ob Feuerstunts oder Kampfszenen — Vorbehalte hat die Mutter auch nicht gehabt, als Louis zum ersten Mal die Stuntschule besuchte. Schon die älteren Geschwister haben bei Manfred Kaufmann Stunt und Schauspiel gelernt.
Das Wichtigste bei der Stuntarbeit und vor allem mit Kindern sei die Sicherheit, sagt Kaufmann. Zudem lege er großen Wert darauf, dass die Kinder spielerisch an die Sache herangehen. „Sonst verlieren sie schnell das Vertrauen“, sagt der 45-Jährige.
„Ich will gerne hohe Sprünge ausprobieren“, kündigt der Sechsjährige an. Soweit sei es aber noch nicht, bremst Trainer Kaufmann. Das, was der Schüler der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule gerne macht, formuliert er ebenso kurz wie präzise. Für Erwachsene mag es paradox klingen: „Ich spiele gerne Geige und Prügelszenen.“
Seit kurzer Zeit hat Luis gleichaltrige Gesellschaft in der Stuntschule. Mit der sechsjährigen Elisa aus Kempen hat er sich sogar eine Geschichte ausgedacht, die in einem handfesten Streit um eine Puppe endet. Handgreiflich werden die beiden dabei aber nur scheinbar — Körperkontakt ist allenfalls in leichter Form erlaubt.
Angst, dass sich ihre Kinder zu Schlägern entwickeln, haben die Mütter der beiden Kinder nicht. Im Gegenteil: Durch die Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen und Älteren werde das Sozialverhalten gestärkt, sind sie überzeugt. Einmal jedoch musste Silvia Blume-Bernhardt tatsächlich weinen. Der Grund: Louis spielte eine Sterbeszene. „Und das sehr überzeugend“, erinnert sich die Mutter.