Kriminalität im Rhein-Kreis Neuss Bei E-Mails immer genau hinschauen
Neuss · Um auf Betrüger hereinzufallen, muss man nicht auf den Kopf gefallen sein. Mit Ausspähmethoden schaffen es die Täter, ihre Opfer zu überlisten.
Der Enkeltrick hat viele Geschwister. Zwar gibt es sie unverändert, die „Rate, wer hier ist“-Anrufe, hinter denen Betrüger stecken, die eine Notlage vortäuschen und versuchen, auf diese Weise an das Geld der Menschen zu kommen, die da am anderen Ende der Leitung den Hörer abgenommen haben. Die Täter geben sich aber längst als alles aus, was „Erfolg“ verspricht: als Mitarbeiter eines Software-Unternehmens, der dringend eine Sicherheitslücke beseitigen müsse (die es aber eigentlich gar nicht gibt), als Bankberater, der Ungereimtheiten beim Zahlungsverkehr klären müsse (die frei erfunden sind), sogar als Polizist, der vor einem Einbruch warnt (und selbst Beute machen möchte). All diesen Maschen ist gemein: Die perfiden Betrüger schlüpfen in eine erfundene Rolle und verfolgen nur ein Ziel, und zwar Geld und Wertsachen zu ergaunern.
Im Zweifelsfall selbst mit der Bank in Verbindung setzen
Um mit einem Vorurteil aufzuräumen: Um auf Betrüger hereinzufallen, muss man nicht auf den Kopf gefallen sein. Denn die Täter gehen oft äußerst gewieft vor und schaffen es, mit Ausspähmethoden ihre Opfer zu überlisten. Eine Methode: Phishing (in Anlehnung an „Fishing“, also Angeln). Dabei gibt sich ein Täter zum Beispiel als Absender eines tatsächlich existierenden Unternehmens aus – beispielsweise eine Bank, ein Kreditkartenunternehmen oder ein Zahlungsdienstleister – und versucht, vertrauliche Daten abzugreifen. Häufig geschieht dies über einen Link in einer E-Mail, der zu einer nachgebauten Internetseite des in der Mail genannten Unternehmens führt. Jennifer Stracke von der Polizei im Rhein-Kreis Neuss warnt: „Wenn ein Täter durch eine Phishing-Mail Daten abgegriffen hat, kann er sie bei einem späteren Telefonat einsetzen, um noch überzeugender zu wirken.“
Das kann soweit gehen, dass der Täter weiß, wo das Opfer seine Bankfiliale hat, eine private Telefonnummer besitzt, die nicht im Telefonbuch steht, oder sogar den Namen der tatsächlichen Sachbearbeiterin bei einem Unternehmen kennt, in deren Vertretung er anrufe. Die Polizei mahnt zur Vorsicht und rät, sich im Zweifelsfall selbst mit dem Unternehmen oder der Bank in Verbindung zu setzen. Zumal auch Rufnummern, die im Display erscheinen, manipuliert sein können.
Ein Beispiel hierfür ist die Masche des „falschen Polizisten“. Der Anruf erfolgt oft sogar über die 110 – aber das ist nicht echt, über diese Nummer ruft die Polizei ohnehin nie an. Beim Anruf wird dem ins Visier genommenen Opfer erzählt, das eigene Gut sei durch Diebesbanden in Gefahr, denn der Name befinde sich als mögliches Ziel auf einer gefundenen Liste. Zudem wird nach Geld und Wertsachen gefragt, die man zu Hause habe. Um diese zu schützen, solle man alles am besten bei der „Polizei“ lagern, „hilfsbereite Kollegen“ würden es abholen. Das richtige Verhalten: auflegen und Anzeige erstatten. Die „echte Polizei“ weist darauf hin, dass sie am Telefon nicht nach dem Aufbewahrungsort von Wertsachen und Geld fragt oder auf dubiose Listen verweist.
Genau hinschauen sollte man bei E-Mails. „Die Methode anhand von Phishing-Mails Daten abzugreifen und diese später etwa für einen Zugriff auf das Online-Banking zu benutzen, gehört zum vielseitigen Repertoire der Täter“, erklärt Jennifer Stracke. „Die Mails erwecken zum Beispiel den Anschein, von einer Bank zu sein. Es wird beispielsweise behauptet, Daten müssten aktualisiert werden. Hierzu sei einfach auf einen Link zu klicken.“ Mache der Nutzer dies, gelange er entweder auf eine Seite, auf der er seine Zugangsdaten eingeben soll, oder es installiere sich eine Schadsoftware, die das weitere Ausspähen übernimmt.