Rhein-Kreis Neuss: Sieben Helden des Alltags

Erstmals wurden Ehrenamtler ausgezeichnet, die bei Katastrophen und täglichen Einsätzen ihr Leben riskierten.

Rhein-Kreis Neuss. Das schwere Unglück auf der RWE-Großbaustelle in Grevenbroich, bei dem im Oktober 2007 drei Arbeiter starben, ist vielen Menschen noch in schrecklicher Erinnerung.

Auch die große Tank-Explosion im Chemiepark Dormagen im März dieses Jahres zählt zu den schlimmsten Unfällen, die in den vergangenen Jahren im Rhein-Kreis Neuss passiert sind.

Hunderte Einsatzkräfte und Helfer aus der Region sind bei solchen Katastrophen im Einsatz. Und was über den Schrecken manchmal vergessen wird: Sie riskieren ihr Leben dabei.

Bei einer Feierstunde auf Schloss Dyck hat Landrat Dieter Patt deshalb sieben Ehrenamtler im Feuer- und Katastrophenschutz sowie im Rettungswesen für ihre besonderen Verdienste geehrt.

Ralf Rossel, Horst Berger, Udo Waldorf, Hans-Dieter Liefländer, Klaus Wendland, Joachim Kürsten und Peter Krapp überreichte er im Bankettsaal des Schlosses die Ehrenurkunden.

"Unsere Gesellschaft ist längst nicht so egoistisch, wie sie manchmal dargestellt wird", sagte Patt in einer Ansprache. "Besonders im Bereich des Feuerschutzes, des Rettungsdienstes, des Katastrophenschutzes und der Notfallseelsorge stellen sich bei uns täglich hunderte von Mitbürgern in den Dienst der Gesellschaft." Dass Menschen für andere ihr Leben aufs Spiel setzen, würdigte Patt als Zeichen für eine "reiche politische Kultur" im Kreis.

Die sieben Geehrten zeigten sich trotz der großen Worten und des prunkvollen Ambientes bescheiden. Mit Stolz, so sagten sie, würden sie jedoch die Embleme ihrer jeweiligen Einsatzgruppen tragen.

So etwa Klaus Wendland von der Freiwilligen Feuerwehr Neurath, der mit seinem Löschzug auch bei dem schweren Kraftwerksunglück in Grevenbroich im Einsatz war. Ebenso wie Ralf Rossel vom DRK-Ortsverein Dormagen stellt er vor allem den Einsatz der ganzen Mannschaft in den Vordergrund.

Es sind weniger die großen Katastrophen als die täglichen Einsätze, die die Rettungskräfte beschäftigen. So träumt Ralf Rossel etwa von einer größeren Motorradstaffel für den Einsatz auf Autobahnen mit Staus oder zur Absicherung von Fahrten in größeren Verbänden.

Vermutlich gehört auch diese sachliche Bescheidenheit zu den Gründen, warum die Jury gerade sie aus den zahlreichen Vorschlägen der Hilfs- und Rettungsorganisationen sowie der Städte und Gemeinden für die Ehrung ausgewählt hat.

In den Vereinigten Staaten werden die Rettungs- und Feuerwehrleute seit den Terroranschlägen vom 11. September als Helden verehrt. Aber es war nicht erst die Katastrophe, die sie zu Helden gemacht hat.

Das macht auch diese Ehrengabe, die in diesem Jahr auf Beschluss des Kreistages zum ersten Mal vergeben worden ist, so wichtig. Der Landrat ist sich bereits "ganz sicher, dass das im nächsten Jahr wiederholt wird."