RRV will weniger Pacht zahlen

Der Reit- und Rennverein (RRV) kann das Areal nicht mehr effizient betreiben. Alternative Nutzungen werden überlegt.

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Neuss. Die Stadt hat dem Reit- und Rennverein (RRV) finanziell schon oft unter die Arme gegriffen, nun soll sie es auf dessen dringliche Bitte wieder tun. Und nicht zu knapp. Einerseits will der 1875 gegründete RRV die Pacht von derzeit 100 000 Euro auf 20 000 Euro jährlich gesenkt sehen, andererseits erfuhren die Mitglieder des Beteiligungsausschusses hinter verschlossenen Türen, dass der Verein als Mieter auf der Rennbahn von der Stadt zwar 100 000 Euro jährlich für die Pflege des Rennbahn-Parks einstreicht, die Arbeiten sich aber fast ausschließlich auf die Pflege der Sand- und Grasbahn reduzieren.

Für Bürgermeister Reiner Breuer hat der Verein damit die bestehenden Verträge de facto gekündigt. Denn einerseits habe Jan-Antony Vogel, seit 1998 Vorsitzender des RRV, in der Sitzung zugegeben, dass bezahlte Leistungen nicht erbracht werden. „Wir als Stadt müssen schon seit Monaten für die Grünpflege richtig Geld in die Hand nehmen“, sagt Breuer.

Zweitens bilde das Angebot, nur noch für die neun bis zehn Renntage im Jahr Pacht zu zahlen, eine neue Geschäftsgrundlage. Weil ein schon vor Monaten vom RRV-Vorstand eingefordertes Konzept ausgeblieben ist, und weil Breuer inzwischen auch an eine dauerhafte, wirtschaftlich tragfähige Lösung nicht mehr glaubt, hat er schon längst damit angefangen, über alternative Nutzungen nachzudenken. Sein Grundgedanke dabei: Die Nutzung des Rennbahnparks als Sport- und Freizeitpark intensivieren. „Man könnte daran denken, die TG Neuss als größten Neusser Sportverein dort zu integrieren“, wird Breuer konkret.

Vorerst aber hat der Beteiligungsausschuss dem RRV bis zur nächsten Sitzung am 7. Dezember eine Frist gesetzt, um Wirtschaftsplan und Nutzungskonzept nachzureichen. Doch die Verärgerung der Politik über Vogels Auftritt ist groß, auch weil die Bitte nach Pachterlass formuliert wurde, ohne sie schriftlich und damit nachvollziehbar mit Fakten zu untermauern. „Ich lasse mir als Stadt nicht sagen: Wir können nicht mehr, also bezahlt ihr alles“, stellte die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann klar. Und ihr SPD-Kollege Arno Jansen ergänzt: „Ich würde derzeit keine hohen Wetten darauf abschließen, dass sich die Stadt darauf einlässt.“

Vogel möchte zwischen dem Pachtvertrag, der im Jahr 2010 aus dem ehemaligen Hausherren auf der Anlage einen Mieter von Neuss-Marketing machte, und dem Geschäftsbesorgungsvertrag, der die Grünpflege zum Inhalt hat, unterschieden sehen — auch wenn beide so miteinander verrechnet wurden, dass für Stadt und RRV am Ende die schwarze Null stand. Er betont: Voraussetzung für den Pachtvertrag war, dass der Verein zur Zahlung die Gelder durchreichen konnte, die er vom Land aus der Lotterie „Spiel 77“ erhielt. Dieses Geld aber fließt nicht mehr. Vogel meint daher, dass nachverhandelt werden muss. Das, so heißt es im Rathaus, steht so aber nicht im Vertrag — wohl aber ein außerordentliches Kündigungsrecht.