Schützenfest: „Altbierpause“ verzögert Präsentation
Das Schützenfest wird gefeiert. Mehrere hundert Neusser gaben in der Stadthalle ihre Zustimmung.
Neuss. Liebe Schützen, trefft Eure Vorbereitungen! In 41 Tagen ist es soweit. Mehr als 5000 Schützen und zahlreiche Musikzüge in geschmückten Uniformen dürfen auch in diesem Jahr wieder am Schützenfestsonntag über den Neusser Markplatz ziehen.
Erwartungsgemäß hat die 175. Bürgerversammlung „Zog Zog“ am Samstagabend in der mit rot-weißen Fahnen und Bändern geschmückten Stadthalle den Startschuss für das Großereignis vom 25. bis zum 28. August erteilt.
Wie immer seit 1823 fiel die Abstimmung aller Bürger und Bürgersöhne sechs Wochen vor dem Bürger-Schützenfest einstimmig aus. „Zog, Zog“ riefen, vom 13-jährigen Jungschützen bis zum Ehrenoberst, Schützen aller Generationen und rissen die Arme zur Zustimmung hoch, als Schatzmeister Robert Rath die Kardinalsfrage des Abends stellte.
Einzig die „Altbierpause“ von Bürgermeister Herbert Napp verzögerte kurz die Präsentation des neuen Festplakats mit Schützenpräsident Thomas Nickel und Oberst Heiner Sandmann. Begleitet vom Troubadourcorps und dem Musikverein Holzheim stimmten alle Schützen nach dem Einzug der Regimentsfahnen bezeichnend das Lied „Das Schönste auf der Welt“ an.
Miesepeter könnten mäkeln, wofür eine Entscheidung treffen, deren Ergebnis schon vorher feststeht und auf einer 189 Jahre alten Satzung beruht. Selbstverständlich sind die Planungen für das Schützenfest bereits im vollen Gange: Die meisten Uniformen gekauft, der Zugplan ausgelost, das Kirmesgeld ausgehandelt. Vielleicht können, wie Bürgermeister Napp erklärte, tatsächlich nur Schützen die Bedeutung der „Zog-Zog-Versammlung“ verstehen.
Oder wie er in seiner viel beklatschten „philosophischen Rede“ präzisierte, alle wahren „Nüsser“: Denn die seien alle Schützen, die Frauen „Nüsser Röskes“, alle anderen seien bloß Zuschauer.
Diesen Außenstehenden fällt es, wie auch Präsident Nickel betonte, oft schwer, die über Generationen gewachsene Tradition des Schützenfestes zu begreifen, so auch die Symbolik der demokratischen „Zog-Zog-Abstimmung“.
Warum aber sollte auch einer auf der nur für Herren zugelassenen Versammlung den Spaßverderber spielen. Das Neusser Schützenfest hat sich als Spaß-, aber auch als nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor etabliert. Wie Schatzmeister Rath in seiner ersten „Zog-Zog-Rede“ treffend bemerkte, haben sich die Finanzen des Neusser-Schützen-Vereins seit den 1960er Jahren ebenso positiv entwickelt wie seine Mitgliederzahlen.
In vielen Punkten sei man heutzutage deshalb nicht mehr auf die finanzielle Hilfe der Stadt angewiesen. Dennoch bedauerte er wie Bürgermeister Napp, die geringe Beteiligung von nur vier Mitgliedern des Hauptausschusses an der Bürgerversammlung. Nach Oberstehrenabend am 4. August und Königsehrenabend eine Woche später, wird Ende August auch in diesem Jahr also wieder Ausnahmestimmung herrschen, wenn das Schützenfest für vier Tage Neuss „regiert“.