Schützenfest in Neuss Zweikampf um die Königswürde

Neuss · Christoph Heusgen gegen Bert Römgens lautet heute das Duell an der Vogelstange. Wie blicken die beiden auf ein mögliches Jahr als Schützenkönig?

Freundschaftlicher Handschlag zweier Konkurrenten: Christoph Heusgen (l.) und Bert Römgens.

Foto: Andreas Woitschützke

(jasi) Per Du sind sie bereits. Doch am Dienstagabend muss die neu geschlossene Freundschaft zwischen Christoph Heusgen und Bert Römgens kurz ruhen. Schließlich treten beide um 18.15 Uhr mit einem Ziel an die Vogelstange, das nur einer von beiden erreichen kann: Neusser Schützenkönig zu sein! Waren es im vergangenen Jahr noch vier Bewerber, die nach der Krone griffen – der spätere Sieger Marc Hillen sprang erst kurz vor Meldeschluss auf den Kandidatenzug auf –, steht in diesem Jahr ein Zweikampf an.

Bereits früh aus der Deckung, nämlich Mitte Juni beim Burgundermahl, wagte sich Christoph Heusgen aus der Deckung, der sich mit einem Königsjahr in seiner Heimatstadt „einen Jugendtraum erfüllen möchte“, wie er sagt. Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz – zuvor war der 68-Jährige Sicherheitspolitischer Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und später Botschafter Deutschlands bei den Vereinten Nationen – hat die Königsparade am Sonntag bereits mit anderen Augen wahrgenommen als sonst. „Als jemand, der beabsichtigt, auf den Vogel zu schießen, schaut man sich das Ganze noch mal aus einer neuen Perspektive an, blickt noch etwas genauer auf die Abläufe“, sagt er. Vielleicht ein gutes Omen: Heusgens Schützenlustzug „Nur so“ hat mit Karl-Theo Reinhart und Achim Goetz bereits zweimal den Schützenkönig gestellt.

Die räumliche Distanz im Falle eines Sieges an der Vogelstange – schließlich wohnt Heusgen im über 500 Kilometer entfernten Berlin – nennt der Kandidat zwar eine „Herausforderung“, ist sich aber sicher, seiner Heimatstadt als König adäquat zur Verfügung zu stehen. Schließlich habe er als Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz „die eigene Verfügungsgewalt über meinen Kalender“, wie er sagt. Dies sei bei seinen früheren beruflichen Aufgaben ausgeschlossen gewesen. Diese Freiheit will Heusgen dafür nutzen, vorausgesetzt es klappt an der Stange, nicht nur Einladungen der einzelnen Korps wahrzunehmen, sondern auch Kitas, Schulen und Altenheime zu besuchen. Die Aktivitäten-Frequenz von Marc Hillen werde er aber wohl nicht erreichen, wie er anerkennend zugibt. Heusgen räumt zudem gleich mit einer Vermutung auf: So sei es ausgeschlossen, dass Angela Merkel im kommenden Jahr auf der Liste der Ehrengäste auftaucht. „Ich habe ja schon Mühe damit, sie als Gast der Sicherheitskonferenz nach München zu holen“, sagt er schmunzelnd.

Auch Bert Römgens zeigte sich am Montag noch tiefenentspannt. „Die Aufregung kommt wahrscheinlich erst morgen“, so der Oberleutnant des Grenadierzuges „Nüsser Divergenten. Der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Düsseldorf ist zwar bereits zu Kindertagen mit dem Lieblingsfest der Neusser in Berührung gekommen, aktiver Schütze wurde der 57-Jährige aber erst im Jahr 2019. Unter dem Motto „Vielfalt bereichert“ machen sich die Divergenten gemeinsam stark gegen Rassismus und Ausgrenzung. Und genau diese Vielfalt möchten Römgens und sein Zug auch im Falle eines Sieges am Dienstagabend sichtbar nach außen tragen: „Wie wir das machen, schauen wir, wenn es so weit ist“.

Zwar reicht Können am Gewehr allein nicht aus, um Schützenkönig zu werden – „da gehört auch ganz viel Glück dazu“, sagt Römgens –, ganz dem Zufall überlassen möchte es der Leiter des Nelly-Sachs-Hauses in Düsseldorf aber nicht. Den dezenten Hinweis der Scheibenschützen, dass noch ein kleines Zeitfenster am Schießstand offen wäre, griff er somit gerne auf.