Sie helfen beim Wiedereintritt
Laien beraten zwei Mal die Woche in einem Raum am Konvent.
Neuss. Die junge Mutter kam mit ihrem kleinen Kind und wollte wieder in die Kirche eintreten. „Sie war früher katholisch und suchte jetzt einen Weg zurück. Ich habe nur einen Impuls gegeben — und schon sprudelte alles aus ihr heraus“, erzählt Werner Sauer. Erst kürzlich hat er die Frau in die evangelische Kirche aufgenommen.
Das Besondere: Sauer ist kein Pfarrer, sondern einer von zwölf Laien, die nach einer Fortbildung bei der Wiedereintrittsstelle der evangelischen Kirche im Haus der Diakonie ehrenamtlich tätig sind. Seit der Eröffnung im Februar haben bereits zwölf Menschen dieses Angebot genutzt. „Es kommen fast alle Altersgruppen, beginnend ab 30 bis hin zu über 80 Jahren“, erklärt Pfarrerin Eva Brügge, Leiterin der Eintrittsstelle.
Sie bleibt im Hintergrund, wenn die lebenserfahrenen Laien ihren Dienst versehen. Jeden Dienstag und Donnerstag sind sie von 16 bis 18 Uhr am Konvent anzutreffen. Seit Jahren ehrenamtlich in diversen Bereichen der evangelischen Kirche aktiv, wurden sie gezielt für diese Aufgabe angesprochen.
Sie geben der Kirche ein Gesicht — so wie Dieter Weißenborn. Er fasste nach seiner Flucht aus der ehemaligen DDR 1953 durch den damaligen Pfarrer der Christuskirche, Wilhelm Fernau, in Bildung und Beruf Fuß. Dieser positive Eindruck war entscheidend für seinen Glaubensweg. „So kann ich überzeugend schildern, warum ich diesen Dienst hier mache“, sagt Weißenborn.
Monika Böker, Ehrenamtliche
Das kommt bei den Menschen gut an. Das Angebot ist viel niedrigschwelliger als bei einem Pfarrer. Der Rest ist unbürokratisch: Personalausweis, Taufnachweis und Austrittsbescheinigung sind mitzubringen. Nach dem Ausfüllen eines Antrags erfolgt die Meldung an den Ortspfarrer. Ilse Lehmann hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sofort erzählen, warum sie den Wiedereintritt wünschen. Entscheidend: Sicher sind sie sich alle, und niemand verlässt den Ort, ohne wieder Mitglied der Kirche zu sein. Alte Menschen möchten kirchlich beerdigt werden, oder Taufe und Konfirmation in der Familie geben den Anstoß. Eher selten ist ein kirchlicher Arbeitgeber der Auslöser. Lebenskrisen sind oft entscheidend, weiß Monika Böker: „Ein Mann hatte sich bei der Beerdigung seiner Frau dermaßen über den Pfarrer geärgert, dass er austrat. Das Thema ließ ihn aber nicht los — nach anderthalb Jahren wollte er wieder eintreten“, erzählt sie.
Überwiegend ist der Wiedereintritt der Wunsch nach einer geistlichen Heimat, so Pfarrerin Brügge. Hans Lücke, Pfarrer im Ruhestand und nun in der Wiedereintrittsstelle aktiv, erklärt: „ Es kommen Getaufte, die sich von der Kirche gelöst haben. Ihnen müssen wir eine Rückkehr so einfach wie möglich machen — ein Willkommen vermitteln“, sagt er. Brügge betont, dass die Wiedereintrittsstelle keine Konkurrenz zur Gemeinde, sondern ein ergänzendes Angebot ist. Es finden auch keine Glaubensprüfungen statt, sondern einfach seelsorgerische Gespräche.