Stadt hat zu wenige OGS-Plätze

Etwa 350 Plätze fehlen. Betroffene Eltern stellt es oft vor große Probleme, wenn sie keinen Betreuungsplatz bekommen.

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Neuss. Über die neue Beitragsstaffelung und die Finanzierungsregelung für die außerunterrichtlichen Angebote der Offenen Ganztagsschule (OGS) hat die Politik nach langer Debatte entschieden. Doch ein Punkt ist dabei so gut wie kaum angesprochen worden: die Warteliste. Für das kommende Schuljahr fehlen in Neuss rund 350 OGS-Plätze, und das stellt viele Eltern vor ein Problem. Wer berufstätig ist, muss schauen, wie er die Kinderbetreuung regelt.

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Monika Claßen-Brinkmann jedenfalls macht deutlich, dass ein merklicher Engpass in der Quirinus-Stadt herrsche. „Familienfreundlichkeit sieht anders aus“, sagt sie. Sie selbst hätte für ihr Kind gerne einen OGS-Platz an der Leoschule bekommen und ging leer aus. „Wir sind kein Einzelfall“, betont Claßen-Brinkmann. Mit anderen betroffenen Familien versucht sie nun, in Privatinitiative eine Lösung zu finden. Von der Stadt fühlt sie sich im Stich gelassen. In der jüngsten Sondersitzung des Stadtrates nutzte die Mutter die Gelegenheit, sich in der Einwohnerfragestunde direkt an Bürgermeister Reiner Breuer und die Stadtverordneten zu richten. Der Verwaltungschef sagte auch zu, dass ihr Fall noch einmal geprüft werde. „Aber das ist ja nur die eine Sache. Es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem, schließlich bleiben viele Familien auf der Strecke.“ Im Bereich der Kindertagesstätten habe Neuss eine ganze Menge getan, aber wenn die Kinder dann in die Schule kämen, hätte Neuss enormen Nachbesserungsbedarf. „In Kaarst hat die Politik beschlossen, dass jeder Wunsch nach einem OGS-Platz erfüllt werden soll“, sagt Claßen-Brinkmann. Aus Kostengründen sei dies in Neuss aber kaum darstellbar, erklärte Reiner Breuer in der Sondersitzung des Stadtrats.

Schuldezernentin Christiane Zangs kennt das Problem. Aber sie sieht auch die Politik in der Pflicht. „Der Stadtrat hat das Budget für rund 3250 OGS-Plätze beschlossen, die ja auch von der Stadt bezuschusst werden“, sagt Zangs. Schließlich fußt die OGS-Finanzierung auf drei Säulen: Land, Kommune, Eltern. „Der Bedarf an OGS-Plätzen übersteigt in der Tat das Angebot. Wir versuchen, zu helfen“, erklärt Zangs. Sie empfiehlt, das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen und die Dringlichkeit einer OGS-Betreuung aufzuzeigen. „Die Schulleitung kann dann auch noch mal auf den Träger einwirken. Und wenn das nicht gelingt, ist die Schulverwaltung ein Ansprechpartner, um eine Lösung zu finden.“

Bei einem höheren Bedarf als verfügbaren Plätzen handelt es sich jedoch um ein Strukturproblem. Darauf weist Monika Claßen-Brinkmann hin und hofft auf eine Reaktion der Politik. Fürs Erste aber bemüht sie sich parallel, mit anderen Eltern eine Lösung für das Betreuungsproblem zu finden — und ermuntert weitere Eltern, sich per E-Mail an ogsplatzfuermeinkind@gmx.de bei ihr zu melden.