Stadt rechnet jetzt mit noch mehr Flüchtlingen
Neuss. Die Stadt wird wohl mehr Flüchtlinge zugewiesen bekommen als gedacht. Nach den jüngsten Berechnungen müsste Neuss 70 Flüchtlinge pro Monat unterbringen. Bisher war die Stadt von 50 Personen pro Monat ausgegangen.
„Im Moment schätzen wird, dass wir bis Dezember bis zu 400 Personen unterbringen müssen“, sagte Sozialdezernent Stefan Hahn gestern Abend bei einer Informationsveranstaltung für die Bürger in Grefrath. Dort ist eine der 27 Unterkünfte geplant.
Bei der neuerlichen Berechnung handelt es sich um die jüngsten, nach oben korrigierten Zahlen aus Bund und Land. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht derzeit von 450 000 Asylsuchenden in diesem Jahr aus. „Und wir vermuten, dass es dabei nicht bleiben wird“, so Hahn. Von diesen Zahlen ist abhängig, wie viele Plätze und wie schnell sie die Stadt Neuss bauen muss. Am Nordbad, am Südbad und auf dem Gelände der früheren Schokoladenfabrik in der Innenstadt werden noch in diesem Jahr erste Einrichtungen für jeweils maximal 100 Personen gebaut. In bestehenden Einrichtungen sind noch 230 Plätze frei — das würde nach aktuellen Prognosen noch für drei Monate reichen.
Insofern konnte Hahn den mehr als 250 Bürgern, die sich ins Feuerwehrgerätehaus Grefrath drängten, keinen Zeitplan für die Unterkunft in ihrem Ortsteil nennen. „Die Standortliste bedeutet nicht, dass in jedem Fall die Grundstücke bebaut werden“, sagte Hahn. „Sie werden nur dann gebaut, wenn Bedarf erkennbar ist und in der Reihenfolge, wie schnell Baurecht erreichbar ist.“ Ein Nachbar betonte, genau dieses gebe es neben der Feuerwehr eben nicht.
Vereinzelt meldeten sich Bürger mit Bedenken. Eine Anwohnerin merkte an, die Konfrontation mit dem „Luxus“ vor Ort sei unzumutbar für die Ankömmlinge — eine Ansicht, die die meisten Bürger nicht teilten. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es nicht auch eine Belastung werden könnte“, entgegnete Hahn. „Aber ich vertraue auf die große Integrationskraft in der örtlichen Gemeinschaft.“