Stadt sucht neue Fläche fürGewerbe und Industrie

IHK und CDU-Mittelstandsvereinigung schlagen Alarm in Neuss.

Neuss. Die CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) und die IHK Mittlerer Niederrhein schlagen Alarm. Gegenwärtig wäre die Stadt kaum in der Lage, einem Unternehmen in der Größenordnung der Firma Pierburg ein ausreichend großes Gewerbegrundstück anbieten zu können. Sie fordern deshalb, ein Expertenteam mit der Identifizierung weiterer Flächen für Gewerbe und Industrie zu beauftragen. Vom Stadtrat erwartet die Wirtschaft, dass zügig neue Flächen für Unternehmenszwecke ausgewiesen werden.

Die Forderung ist Ergebnis einer Debatte im Arbeitskreis „Wirtschaft und Energie“ von MIT und IHK unter Führung von Andreas Werhahn und René Böttcher. Die Stadtverwaltung hat nach Ansicht von Bürgermeister Reiner Breuer einen solchen Anstoß aber nicht nötig. „Wir sind dabei, die Gewerbeflächen-Potenzialanalyse aus dem Jahr 2006 zu aktualisieren“, sagt er und vermutet, dass die MIT davon Wind bekommen hat. Denn das Thema soll und muss schon bald die Politik beschäftigen, die Breuer „nicht schonen“ will. Für ihn hat die Ausweisung neuer Gewerbeflächen Priorität, denn mit ihr ist eine wichtige Frage verknüpft: „Wie sichern wir dauerhaft unser schon jetzt hohes Gewerbesteueraufkommen?“, bringt sie Breuer auf den Punkt.

Rainer Breuer, Bürgermeister

Vor beinahe zehn Jahren war in Neuss mit den Arbeiten an einem neuen Flächennutzungsplan begonnen worden, der noch keine Rechtskraft erlangt hat. In dem Entwurf, so wie er im April 2014 genehmigt wurde, gingen die Planer von einem Gewerbeflächenbedarf in Größe von 84 Hektar bis zum Jahr 2030 aus, wobei 27 Hektar noch neu ausgewiesen werden müssten — vor allem in Derikum und im Barbaraviertel. Dieser Entwurf, bei seiner Verabschiedung als „neugeschneiderter Maßanzug“ bezeichnet, passt schon nicht mehr.

Ein großer Teil der Flächen, die dieser Plan in den Fokus genommen hat, sei inzwischen schon verbraucht, sagt Breuer. Das Interesse am Standort Neuss sei eben ungebrochen groß. „Wir könnten das Gewerbegebiet Holzheim dreimal vermarkten“, sagt Breuer — und das ist noch nicht einmal fertig. Fläche sei nicht vermehrbar, doch die Stadt habe noch Potenziale, sagt Breuer. Er gibt aber zu, dass es in diesem Punkt Konflikte mit den übergeordneten Landes- und Regionalplänen gibt. Sie schaffen das großflächige Korsett, in dem die Stadt ihren Flächenbedarf befriedigen kann — für Wohnbebauung, aber eben auch für Gewerbe.

Diesen gerade rechtskräftig gewordenen Landesentwicklungsplan hatte Silke Hauser von der IHK analysiert und einen dramatischen Flächenverlust für gewerbliche Zwecke festgestellt. Und darin seien die ehemaligen Gewerbeflächen, die zu gemischten Quartieren mit Wohnbebauung umgewandelt werden (Pierburg-alt, Leuchtenberg, Bauer und Schaurte) noch nicht enthalten. Für diese 16 Hektar müsse Ersatz gefunden werden, sagt auch der Bürgermeister. Er begrüßt daher, dass sich die CDU Gedanken macht. „Noch besser wäre es, wenn das auch die Grünen täten“, sagt er in Richtung des CDU-Koalitionspartners.