Stadt und Kreis geben Krankenhaus-Gutachten gemeinsam in Auftrag
Neuss beteiligt sich an der Prüfung zur Zukunft der Kliniken in Neuss, Dormagen und Grevenbroich. Eine Fusion wird immer wahrscheinlicher.
Rhein-Kreis. Die Entscheidung über eine Kooperation — bis hin zur Fusion — der drei kommunalen Krankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss könnte nach der Einschätzung von Beobachtern noch in diesem Jahr getroffen werden. Fakt ist jedenfalls: Die Beteiligten drücken derzeit mächtig aufs Tempo. Bereits in den nächsten Tagen werden der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss gemeinsam ein „Strukturgutachten über die Gesundheitsvorsorge“ in Auftrag geben und sich die Kosten hälftig teilen. Im Kern geht es um die Zukunft der beiden Kreis-Krankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich sowie des städtischen Lukaskrankenhaus in Neuss.
In nicht-öffentlicher Sitzung hat der Rat der Stadt Neuss am Freitag mit breiter Mehrheit beschlossen, dass — bei Kostenteilung zwischen Stadt und Kreis — ein Gutachten zur Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft im Rhein Kreis in Auftrag gegeben wird. Ein Zusatz, zuvor von der Verwaltung im Ältestenrat eingebracht, wonach Bürgermeister Reiner Breuer und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke schon über Eckpunkte verhandeln sollten, wurde zurückgestellt. Ein Gutachterbüro ist noch nicht benannt. Es sollen gleichwohl bereits Angebote von Experten-Büros im Kreishaus und im Rathaus vorliegen, so dass eine einvernehmliche Vergabe schnell herbeigeführt werden kann.
Wohl auch vor diesem Hintergrund gaben Sprecher der schwarz-grünen Koalition an, dass ein solches Strukturpapier innerhalb von vier bis fünf Wochen zu erstellen sei. Die Ratsentscheidung vom Freitag wird von Politikern als „Signal“ und „Willensbekundung“ angesehen, dass die Stadt Neuss als Eigentümerin des „Lukas“ zu „konstruktiven Verhandlungen“ mit dem Rhein-Kreis bereit ist. Die CDU und mit ihr die Koalition gehen „ergebnisoffen“ in das Verfahren, betonte gestern CDU-Fraktionschefin Helga Koenemann. „Wir müssen eine Lösung finden, die medizinisch und wirtschaftlich für die nächsten 30 bis 40 Jahre trägt.“ Experten erwarten, dass die Gesamtkosten fürs Gutachten über 100 000 Euro liegen werden. Auch für Oppositionsführer Arno Jansen (SPD) ist das „gut investiertes Geld“.
Bei Fusion der Krankenhäuser würde ein Klinikkonzern mit einem Jahresvolumen von 300 Millionen Euro entstehen. Offenbar steuert auch die Mehrheit der Chefärzte bereits auf Fusionskurs. Die Klinikchefs sollen sich schon zum Gedankenaustausch getroffen haben. Zuvor war bereits die Neusser Arbeitsgruppe „Lukas“ des Stadtrates im Grevenbroicher Kreiskrankenhaus zu Gast gewesen.