Stadt wird in Sachen „Zille“ aktiv

Die Ruine erhitzt die Gemüter: Jetzt haben sich Teile der Fassade gelöst und sind auf die Straße gestürzt.

Foto: D. Staniek

Grevenbroich. Seit Jahren ist der heruntergekommene Bau der um 1999 geschlossenen „Zille“ am Steinweg ein Ärgernis, der Schandfleck mitten in der City erregt Gemüter von Bürgern und Politik. Seit gestern dürfte die Diskussion um die hässliche Ruine, aus deren Dach bereits ein Baum wächst, Auftrieb bekommen: Teile der Holzfassade haben sich gelöst und sind offensichtlich auf die Straße gestürzt. „Als ich morgens meine Tochter zur Schule brachte, sah ich zwei Holzlatten vor dem Haus liegen“, berichtete gestern Jenny Görgens aus Grevenbroich: „Die Teile hätten auch ein Kind oder einen anderen Passanten treffen können. Dort kommen viele Schüler vorbei. Da muss was passieren.“ Die 38 Jahre alte Mutter sowie ein anderer Bürger, Markus Daners, alarmierten — wie sie berichtete — Stadt und Polizei.

Ordnungsamt und Bauaufsicht wurden informiert, die Stadt wurde aktiv. Der Bereich vor der Ruine wurde zunächst mit rot-weißem Absperrband gesichert. Eine Frau kam später vorbei und fragte: „Besteht Einsturzgefahr?“ — „Die Stadt hat den Eigentümer verpflichtet, das Grundstück zu sichern, damit kein Mensch verletzt wird. Und sie hat einen Dachdecker zur Prüfung und Sicherung beauftragt“, erklärte Stadtsprecher Robert Jordan. Eigentümer Hans-Jürgen Wachten war gestern mit einem Architekten vor Ort. „Ich hatte jemandem gestattet, ein ,Zille’-Schild an der Fassade zu demontieren, weil er daran interessiert war.“ Vermutlich hätten sich Holzteile dabei gelöst und seien herabgefallen. „Ich habe ein Unternehmen mit der Absperrung beauftragt. Ein Statiker wird die Standsicherheit kontrollieren“, erklärte Wachten. Der Dachdecker habe nach Prüfung erklärt, dass keine Dachteile auf die Straße fallen könnten, berichtete er.

Auf eine schnelle Lösung drängt SPD-Ratsherr Holger Holzgräber. „Bald kommen die ersten Herbststürme. Was kommt dann noch herunter?“, fragte der Politiker, der zudem an eine Zeit nach der „Zille“, an einen Neubau denkt. „Der Eigentümer sollte sich langsam überlegen, wie es mit der ,Zille’ weitergeht. Politik und Verwaltung haben mehr als eine Hand gereicht, indem sie den Steinweg in die Fußgängerzone einbezogen haben.“ Dadurch soll dort Außengastronomie möglich werden. „Wir planen einen Neubau mit Gastronomie. Die Erweiterung der Fußgängerzone bietet dazu gute Möglichkeiten“, bestätigte Wachten, „Wir prüfen zurzeit mehrere Optionen und wir stehen mit der Stadt in Gesprächen. „Wir wollen das Thema nicht auf die lange Bank schieben.“ Darauf drängte auch Holzgräber: „Wir erwarten, dass der Eigentümer bald Pläne vorlegt.“

Pläne für einen neues Gebäude hatte der Architekt Hans-Joachim Onkelbach übrigens bereits vor zehn Jahren vorgelegt, verwirklicht wurden sie nicht.