Jungfernfahrt in Neuss Der erste Stadtwerke-Elektrobus rollt über Neusser Straßen
Neuss. · Die Jungfernfahrt verlief erfolgreich. Nun beginnt der Testbetrieb.
Fahrverbote in deutschen Innenstädten sind in aller Munde, in Neuss ist die Einhaltung der Grenzwerte auch ein Problem. Die Stadtwerke tragen ihren Teil zur besseren Luft bei. Ohne Abgase rollt ab jetzt der erste rein elektrisch betriebene Bus auf der Linie 842 durch die Stadt. Seine Jungfernfahrt absolvierte er am Samstagmorgen zusammen mit Stadtwerke-Vertretern und interessierten Bürgern.
Weniger Schadstoffbelastung in der Luft lässt sich erreichen mit weniger Verkehr und einer besseren Auslastung des ÖPNV. Die Stadtwerke Neuss wollen mit dem ersten E-Bus mit gutem Beispiel voran gehen. Einziger Halt bei der Jungfernfahrt war auf dem Marktplatz, als in einer Gesprächsrunde erste Eindrücke und Fakten den Neussern vorgestellt wurden.
Bei Passanten sorgte das leise Surren des Busses für Irritationen
Bürgermeister Reiner Breuer ist überzeugt, dass die Elektromobilität ein Schritt in die richtige Richtung ist: „Das ist ein weiteres Puzzleteil, um Fahrverbote abzuwenden. Zu der Verringerung der Emissionen in der Stadt kommt auch noch der Lärmschutz. Ich hoffe, dass es so weiter geht.“ Seit 2010 rollen die ersten Hybridbusse, zeitweise elektrisch betrieben, durch die Stadt, auch diese Technik soll weiter zum Einsatz kommen. „Öffentliche Mobilität in Neuss soll nach unseren Vorstellungen künftig weitestgehend frei von Schadstoff- und Lärmemissionen erfolgen“, erklärte Stephan Lommetz als Vorsitzender der Geschäftsführung.
Bei ihren ersten Eindrücken waren sich alle Insassen einig, der E-Bus ist vor allem leise. „Es ist ein sehr angenehmes, ruhiges Fahren. Man hat keine Vibrationen vom Motor, sehr komfortabel“, fasst Aufsichtsratsmitglied Roland Kehl von den Grünen zusammen. Dem schlossen sich auch Elisabeth Heyers und Jörg Geerlings als Aufsichtsratsvorsitzende an. Bei Passanten erzeugte das leise Surren allerdings Irritationen. „In den Schulungen werden unsere Fahrer sensibilisiert, noch aufmerksamer zu sein. Man hört schlicht weniger“, verspricht Lommertz.
Auch die Teilnehmer der Jungfernfahrt zeigten sich beeindruckt. Tim Thielen aus Kaarst ist selbst Busfahrer in Mönchengladbach und Mechaniker: „Der Bus ist wirklich gut und solide umgesetzt, ob der elektrische Antrieb wirklich die Technik der Zukunft ist, sehe ich noch skeptisch.“ Wirklich überzeugen könnte ihn, wenn der Strom für den Bus aus regenerativen Energien kommt. Auch der Neusser Bus wird an der Moselstraße mit Strom aus dem SWN-Netz geladen. Im Strom-Mix ist die Energie dann streng genommen nicht mehr emissionsfrei. Die Photovoltaik-Anlage an der Moselstraße liefert nicht genügend Kapazität für E-Busse, erklärte Ekkehard Boden technischer Geschäftsführer der Stadtwerke.
E-Bus ist doppelt so teuer wie ein vergleichbarer Dieselbus
Für die Stadtwerke beginnt nun der Testbetrieb, denn erst einmal soll sich der neue Bus im Linieneinsatz beweisen. Schließlich ist die Investition in die reine E-Mobilität groß. Mit rund 700 000 Euro ist das 18 Meter lange Gefährt rund doppelt so teuer wie ein vergleichbarer Dieselbus mit neuen Standards. Möglich wurde der Kauf auch durch eine Förderung durch den Verkehrsverbund Rhein Ruhr.
Zusätzlich brauchte es noch die Investition in die Ladeinfrastruktur, denn ein normaler Stecker reicht nicht aus. „Wir und die ganze Mannschaft sind stolz darauf, diesen Schritt weiter zu gehen. Wenn sich der Bus bewährt, sollen im kommenden Jahr zwei weitere folgen“, erklärt Lommetz. Wenn sich das System durchsetzt, könnte der Busverkehr in gut zehn Jahren zunehmend elektrisch sein.